Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts.

  • Friedrich Trendelenburg
Date:
1886-1913
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Credit: Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts. Source: Wellcome Collection.

    189/210 (page 187)
    / sicheres Urtheil hat, so ist es in allen Fällen gerathen, nicht gleich einen Hautstreifen auszulösen, sondern zunächst die ganze Dicke der Weichtheile mit der Schleimhaut bis zum neuen Mundwinkel einfach quer zu durchschneiden und dann erst, je nach dem Befund, nach aussen oder nach innen zu die Wundkante so abzuschrägen, dass man die Schleimhaut oder die äussere Haut umsäumen kann. Immer muss besonders darauf geachtet werden, dass die Mund- winkel gehörig mit Schleimhaut ausgekleidet sind; denn wenn der Winkel frei bleibt, werden auch die Ränder der Mundspalte nicht wieder verwachsen können. „Der Winkel ist immer der kitzlichste Punkt wie Dieffenbach sagt. 4. Defecte der Wange. Meloplastik. §. 147. Defecte der Wange haben eine sehr Yerschied,ene Be- deutung, je nachdem sie nur die äusseren Theile der Wange oder die ganze Dicke derselben oder nur die Wangenschleimhaut betreffen. Ein frischer Defect der äusseren Haut und des subcutanen Fettes der Wange entsteht am häufigsten bei der Exstirpation von Geschwülsten der Wangenhaut. Nach der Excision von kleinen Epithelialcarcinomen ist der Defect oft grösser, als man ihn erwartet hatte, da die Haut durch Schrumpfung der Geschwulst herangezogen war und sich nach der Trennung stark zurückzieht. Einen unerwartet grossen Defect be- kommt man besonders auch nach der Durchschneidung oder Excision von tiefer gehenden Brandnarben in der Wange. Durch Fall gegen einen glühenden Ofen kommen isolirte Verbrennungen der einen Wange nicht selten vor; bei der Vernarbung wird das untere Auglid stark nach unten, die betreffende Hälfte der Oberlippe weit nach oben, unter Umständen auch die Nase zum Theil seitlich herangezogen, und es lassen sich diese Theile nach Trennung der Narben nur unter Zurück- lassung eines ausgedehnten Defectes auf der Wange in die normale Stellung zurückführen. Kleinere Defecte der Wangenhaut vereinigt man möglichst durch Naht oder überlässt sie der Heilung durch Granulation. Bei grösseren Defecten ist dies nicht statthaft, da stärkere Verziehungen am unteren Auglid und an der Oberlippe zu erwarten sein würden. Das Fehlende muss hier durch einen gestielten Lappen ersetzt werden, der am besten der Schläfenstirnhaut oder der Haut der Kiefer-, Unterkiefer- und Kinn- gegend entnommen wird. Der Stiel des Lappens wird in die Gegend zwischen dem Defect und dem Ohr verlegt. In den Fällen, wo es sich um die Beseitigung von Brandnarben der Wange handelt, muss der Lappen recht gross und breit gebildet werden; die fehlerhafte Stellung von Auglid und Oberlippe muss zunächst übercorrigirt sein, da die Theile grosse Neigung haben, in die alte fehlerhafte Stellung zurück- zuweichen, und der Lappen, der ohnehin bald beträchtlich einschrumpft, ihnen förmlich in den Weg treten soll. In die Mundhöhle perforirende Defecte der Wange in ihrer ganzen Dicke kommen gelegentlich durch schwere Verletzungen, besonders