Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts.

Friedrich Trendelenburg

Date:: 1886-1913

Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts. Source: Wellcome Collection.

196/210 (page 194)

von Haut keilen an der Furche hinter dem Ohr, zwischen Ohrmuschel und Kopfiiiiut, eine Substanzverkürzung und damit ein Zug hervor- gerufen werden, welcher die Ohrmuschel an den Kopf heranholt. Substanzverlust des äusseren Ohrs kann durch Verletzungen, durch Gangrän, durch Verschwärung und bei Exstirpation von Ge- schwülsten zu Stande kommen. Am häufigsten sieht man Defecte nach Lupus- und nach schweren Verbrennungen. In beiden Fällen ist ge- wöhnlich das ganze Gesicht durch Narben entstellt, und der Kranke o-ewinnt daher nichts, wenn das Aussehen des Ohres durch Plastik etwas gebessert wu'd. Will man den oberen Theil der Ohrmuschel ersetzen, so kann man, wie Tagliacozza, einen gestielten Lappen aus der Gegend hinter dem Olu- transplantiren oder das Verfahren von Dieffenbach anwenden. Dieffenbach frischte den Defectrand gradlinig an, machte dann in gleicher Höhe und parallel mit dem blutigen Rande durch die Kopfhaut einen Schnitt von der Länge des Defectrandes, führte von den Endpunkten dieses Schnittes aus zwei rechtwinkelig darauf stehende kleinere Schnitte nach oben, löste den so umschriebenen Lappen von der Unterlage ab, richtete ihn auf und vereinigte seinen breiten Rand mit dem Defectrande. Um die Wiederanheilung der Fläche des Lappens zu verhindern, wurde ein Leinwandstreifen untergeschoben. Nach solider Anheilung des Lappenrandes an den Defectrand wurde der Lappen und mit ihm ein rundes, etwas grösseres Hautstück, als dem Defect ent- sprach, aus der Kopfhaut ausgelöst, dasselbe ,wurde der Vernarbung und Aufrollung überlassen. Das Ohrläppchen lässt sich in ganz analoger Weise oder durch Verdrängung eines aus der Haut der hinteren Wangengegend gebildeten, nach oben mit dem Ohr zusammenhängenden Lappens ersetzen (vgl. Dieffenbach, Oper. Chir. T, pag. 396). Mit der Lösung dieser oder ähnlicher Aufgaben sind die äussersten Grenzen der Otoplastik erreicht. Nur die partielle Otoplastik hat über- haupt eine Berechtigung, und auch bei partiellen Defecten thut man besser, zunächst einen Haarkünstler zu consultiren. Die totale Oto- plastik kann kein befriedigendes Resultat geben. Das von Szjnna- nowski entworfene Schema für die totale Otoplastik (Handb. d. oper. Chir. I, pag. 304) hat höchstens ein theoretisches Interesse.