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Credit: Lehrbuch der Zoologie / von Richard Hertwig. Source: Wellcome Collection.
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![sclmitte; die dazwischen gelegene Region ist eingebuchtet zur Aufnahme der Augen, welche keinen besonderen Skelettheil dem Schädel zuführen. — Nur bei wenigen Thieren ist das Knorpelcranium vollkommen ge- schlossen ; meist finden sich in ihm dorsale, zuweilen auch ventrale nur von Bindegewebe geschlossene Lücken. Namentlich wird in der Gegend des Schädeldaches das Bindegewebe (häutiges Primordialcranium) um so ausgiebiger zum Verschluss herangezogen, je mehr sich das Hirn bei Zunahme der Intelligenz vergrössert und den Binnenraum der Schädelkapsel ausdehnt. Relativ am kleinsten ist daher das allerdings nur im Embryonalleben vorhandene Knorpelcranium bei Reptilien, Vögeln und vSäugethieren. Da es sich hier nur in der Hinterhaupts- gegend dorsal schliesst, weiter nach vorn dagegen klafft, müssen bei der Verkuöcherung die Belegknochen zur Vervollständigung der Schädel- kapsel ganz bedeutend herangezogen werden. Der knöcherne Schädel der Wirbelthiere bietet dem vergleichend anatomischen Verständniss grosse Schwierigkeiten, eines- theils wegen seines verschiedenen Aussehens in den einzelnen Thierabtheilungen, anderntheils wegen der grossen Zahl und com- plicirten Anordnung der ihn zusammensetzenden Knochen. Um so mehr muss von Anfang an betont werden, dass im Grossen und Gänzen die gleichen Knochenstücke in den verschiedensten Wirbelthierclassen wiederkehren, und dass die Schwierigkeiten vorwiegend damit zusammen- hängen, dass je nach den einzelnen Classen manche Knochen nicht zur Ausbildung gelangen oder mit anderen zur Bildung grösserer Knochen- stücke verschmelzen. Eine weitere Complication mrd dadiu'ch herbei- geführt, dass sich vielfach mit der Schädelkapsel Theile, die streng ge- nommen ihr nicht zugehören, innig verbmden, die sogenannten Visceral- bögen. Man thut daher gut, bei einer Beschi-eibung des Schädels von dem Visceralskelet zunächst ganz abzusehen und sich ferner die Auf- gabe zu erleichtern, indem man die Knochen gruppenweise, wie sie zu- sammengehören, betrachtet. Die primären Knochen lassen sich nach den Schädelregioneu in vier Gruppen eintheilen: 1. Hinterhauptsknochen, Occipitalia, 2. Gehörkapselknochen, Otica, S.Knochen der Augengegend, Sphe- noidalia, 4. Knochen der Gerucliskapsel, Ethmoidalia. Die Hinterhauptsknochen (Fig. 465, 466, 467), die bei den Säuge- ihieren zu dem einheitlichen Hinterhauptsbein (Os occipitis) frühzeitig verwachsen, umgeben vier an der Zahl das Foramen magnum, die Oeff- nung, durch welche das Rückenmark eintritt, um sich in das Hirn fortzusetzen; zwei liegen links und rechts (Exoccipitalia), ein unpaarer ventral (Basioccipitale), ein weiterer unpaarer dorsal von der Oefif- nung (Supraoccipitale). Die der Seitenwand des Schädels angehörigen Gehörkapselknochen (Otica) hängen in ihrer Ausbildung ganz von der Ausdehnung des Gehörorgans ab. Wo die Theile des letz- teren gross und weit ausgebreitet sind, ist die Region der Otica und demgemäss auch ihre Zahl sehr gross (bei den Fischen [Fig. 465] vier bis fünf: Prooticum, Opisthoticum, Sphenoticum, Pteroticum, Epioti- cum); umgekehrt verbinden sich die einzelnen Knochenanlagen bei den Säugethieren (Fig. 466) zu einem Knochenstück (Petrosum), das in Folge der compendiösen Beschaffenheit des Gehörorgans nicht viel Platz einnimmt. Da die Otica niemals die Mittellinie erreichen, grenzen in der Schädelbasis an das Basioccipitale direct die Sphenoi- dalia an, zunächst das unpaare Basisph^noid (Fig. 466), auf welches](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21926062_0457.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)