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Credit: Lehrbuch der Zoologie / von Richard Hertwig. Source: Wellcome Collection.
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![2. Die G-anoiclsclmppen (3) haben meist noch rhombische Ge- stalt und ]3arketartige Anordnung; docli kommen ancli schon kreisrunde Formen vor, Avelclie sicli nach Art der Cycloidscliuppen dachziegelartig decken. Sie können in der Jugend noch Hautzähnchen tragen, welche l)eim ausgebildeten Thiere verloren gehen; stets sind sie von einer dicken Lage Schmelzsubstanz (Granoin) überzogen, welche der Ober- fläche einen auch bei fossilen Fisclien noch zu erkennenden Perlmutter- glanz verleiht und das wichtigste Merkmal der Scliuppe ausmacht. 3. Cycloid- und Ctenoidschuppen sind einander sehr nahe verwandte Formen; sie liegen stets locker in den Schuppentaschen, aus deuen sie leicht herausgezogen werden können (Entschuppen der Fische); sie ordnen sich derart in Quer- und Längsreihen an, dass die vorderen Schuppen die hinteren dachziegelartig decken. Die Cycloid- schuppen (1) haben annähernd kreisförmige Gestalt und eine zwei- fache Structur; das Centrum der Schuppe ist einerseits Mittelpunkt einer concentrischen Streifiing, andererseits Ausgangspunkt zahlreicher, nach der Peripherie ausstrahlender Eadiallinien. Die concentrische Streifung hat ihren Sitz in einer oberflächlichen, stärker verkalkten Lage der Schuppe (der Dentinsschicht) und ist durch riffartige Erhebungen der- selben bedingt; die Radiallinien sind zumTheil durch Unterbrechungen der Deutinschicht veranlasst, vor Allem aber dadurch, dass in ihrem Bereich die Verkalkung der Basalschicht unterbKeben ist. Die Cte- noidschuppe (2) theilt mit der Cycloidschuppe die concentrische und radiale Streifuug, unterscheidet sich aber von ihr dadurch, dass das hintere Schuppenende quer abgestutzt ist und dass der bei der dach- ziegelartigen Deckung freibleibende Theil der Oberfläche kleine an Zähnchen oder Kammzinken erinnernde Höcker trägt; diese Zinken sind nichts Anderes als Fortsätze der concentrischen Riffe der Schuppen. 4. Ausser den besprochenen Schuppenformen kommen in der Haut mancher Fische ansehnliche Stacheln (stark entwickelte Einzelzähne) und ausgedehnte Knochenplatten vor, für welche sich meist noch der Nach- weis führen lässt, dass sie aus Verwachsung zahlreicher Schuppen her- vorgegangen sind. Die Färbung der Fische ist durch zweierlei Structuren bedingt. Der Silberglanz, welcher nicht nur die Haut, sondern auch Herzbeutel und Bauchfell auszeichnet, wird durch Gruaninerystal 1 e verursacht, welche namentlich in die bindegewebigen Schuppentaschen reichlich eingebettet sind. Sie werden bei manchen Fischen {Älbiirnus lucidus) durch ihren besonders schönen Grlanz technisch werthvoll: durch Kochen mit Ammoniak werden sie aus der Fischhaut befreit und liefern in dieser Flüssigkeit suspendirt den wichtigen Theil der Perlenessenz (Essence d'Orient), welche zur Fabri- cation künstlicher Perlen benutzt wird, indem sie äusserlich auf Alabaster- kügelchen aufgetragen wird (römische Perlen) oder zu einem TJeberzug auf der Innenseite von G-laskügelchen dient, welche dann noch mit Wachs aus- gegossen werden (Pariser Perlen). — Die ausser dem Silberglanz noch vor- kommenden Farben und Zeichnungen lassen sich auf Chromatophoren der Lederhaut zurückführen, welche unter dem Einfluss des Nervensystems ihre Gestalt und Ausdehnung und damit auch ihren Antheil an der Gre- sammtfärbung verändern können. Daher rührt die Anpassungsfähigkeit vieler Fische an ihre Umgebung. Die Schollen und Flundern {PlMiroriediden) z. B. nehmen die Farbe des Untergrundes an und besitzen hierin ein wich- tiges Mittel, sich vor ihren Feinden zu verbergen. Geblendete Thiere ver-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21926062_0495.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)