Kriegswaffen und Feld-Sanitätsdienst : ein Compendium der Waffenlehre und Waffenwirkung für Militärärzte.
- Date:
- 1899
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![I. Capitel. () 9. Rolle der explosiblen Präparate. 10. Natur^der Explosiv- präparate. 11. Natur des Zündreizes. 12. Praktische Bedeutung der Neben- erscheinungen. 13. Impulsive, brisante und detonierende Wirkung der Rxplosiv- präparate. Die explosiven Präparate, aj Allgemeines. Die explosiblen Präparate sind Körper, welche die Bligenschaft besitzen, auf relativ geringe und leicht applicierbare Reize unter Ent- zündung und rascher Verbrennung („Explosion“) sich in chemisch differente gasförmige Stoffe umzusetzen, also in Stoffe, welche ein weit größeres Volumen beanspruchen, als ihre Mutterkörper. In dem Bestreben, bei beengtem Raume dieses größere Volumen auch thatsächlich anzunehmen, werden die Gasproducte sohin in Form eines Druckes auf die einengenden Wände („Gasdruck“) eine Arbeit zu leisten vermögen, welche sich bei Feuerwaffen naturgemäß vornehmlich an dem nach- giebigen Pfropf, den das Geschoss im Rohre darstellt, dadurch äußert, dass er aus seiner Ruhelage fortbewegt wird. Als unbeabsichtigte Nebenerscheinungen dieses Processes treten, da die chemische Umsetzung mit intensiver Lufterschütterung verbunden ist, eine Gehörsempfindung („Knall“), da diese Umsetzung aber auch nicht völlig farblose und weil sie mit unvollkommen ver- brannten Theilchen gemengte Gase liefert, eine Gesichtsempfindung („Rauch“), endlich, weil sich bei der Umsetzung außer den gasförmigen im geringen Grade auch nicht gasförmige Stoffe ergeben, ein am Explosions- orte rückbleibender substanzieller Satz („Rückstand“) hinzu. Schon aus dieser schematischen Erklärung geht hervor, dass als explosible Präparate für Feuerwaffen nur solche Körper in Betracht kommen, welche sowohl die Eigenschaft besitzen, aus ihrer chemischen Constitution reichliche gasförmige Elemente entwickeln zu können (z. B. sauerstoffreiche Körper, wie Salpeter [KNO3]) auch relativ leicht entzündbar, daher geneigt sind, auf geringen Reiz eine Vergasung ■ einzugehen (z. B. pulverisierte Holzkohle). Unterstützt wird der Process mitunter noch durch einen speciell hinzu- tretenden Körper (z. B. Schwefel beim Schwarzpulver). Betreffs des Reizes, welcher nach P. 9 die Zündung der Explosivpräparate (s. P. 13) hervorruft, handelt es sich bei Feuerwaffen gewöhnlich um einen mecha- nischen Insult (z. B. Stoß des Zündstiftes bei Gewehren oder Reibung, wie bei der Frictionszündung vieler Geschütze), oder um Wärmezufuhr (Zündung mancher Ge- , schütze auf elektrischem Wege). Die Nebenerscheinungen (s. P. 9) der Explosion sind im allgemeinen , vom sanitären wie vom militärischen Standpunkte unerwünscht. Der Knall greift auf die Dauer und bei höherer Intensität das Gehörvermögen an, auch verräth er, gleich dem Rauch, den Ort, von wo die Explosion erfolgte, der Rauch enthält zudem irrespirable Gase, die in engem Raume (Minengänge u. dgl.) physiologisch nachtheilig wirken, abgesehen davon, dass er den freien Ausblick verschleiert. Der Rückstand endlich beeinträchtigt die Qualität des Rohres. Wenngleich jedes Explosivpräparat seine Arbeit aus der gleichen Ursache, dem durch die Verbrennung activierten Gasdrucke, vollführt, so ist doch die Art dieser Arbeitsleistung bei verschiedenen Explosiv- präparaten eine verschiedene.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22384765_0016.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)