Kriegswaffen und Feld-Sanitätsdienst : ein Compendium der Waffenlehre und Waffenwirkung für Militärärzte.
- Date:
- 1899
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Credit: Kriegswaffen und Feld-Sanitätsdienst : ein Compendium der Waffenlehre und Waffenwirkung für Militärärzte. Source: Wellcome Collection.
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![63. Breiten- wirkung der Geschosse. 64. De- formierung und Erwärmung der Geschosse. 65. Qualität der Wirkung moderner Ge: wehrgeschosse in todtem Materiale. Geschosses cauf das Ziel, da dieser, zumal bei ungeregelt fliegendem oder auf verticales Ziel sehr steil einfallendem Projectile, die Geschossspitze in eine andere als die günstigste Stellung zum Ziele bringen kann. Das Verständnis der Tiefenwirkung ist für den Militärarzt nicht bloß vom chirurgischen, sondern auch vom sanitätstaktischen Standpunkte von Belang, da sich aus den Eindringungstiefen der Geschosse in todtes Material die nöthige Stärke (s. P. 66) von Deckungen für im Fehlschussfeuer (s. P. 96, 97) ausharrende Sanitätsformationen entnehmen lässt. Betreffs Breitenwirkung genüge die Angabe, dass sie — vom Ziel- materiale zunächst abgesehen (s. P. 65) — mit dem C a 1 i b e r, der Auftreffgeschwindigkeit und dem breiteren Geschossaufschlage an wach 81. Da diese Wirkungsart bei Handfeuerwaffen (lebende Ziele) vom taktischen . Standpunkte nebensächlich, vom sanitären aber verwerflich ist, so würde — rein theoretisch — das Kleincaliber an sich im Interesse der Beschränkung dieser Wirkung willkommen sein. Die Deformierung der Geschosse tritt gewöhnlich in Form einer Stauchung ihrer Spitze auf, welche sich an einem harten Widerstande zunächst pilzförmig abzuplatten, in höheren Graden aber ^ nach außen umzurollen pflegt: auch der Mantel rollt sich, wo er i dem Geschosskerne einfach umbördelt ist (s. P. 21), gerne theilweise oder \ ganz vom Geschosse ab. i Die bösesten Formen der Deformierung mit zackigen Hervor- j ragungen des Geschosskernes und des Mantels etc. treten in jenen Fällen | ein, wo Projectile zunächst auf einen harten Körper aufprallen und hierauf verbildet und mit dem Reste ihrer lebendigen Kraft in das Ziel ] eindringen („Geller“ oder „Ricochettschüss e“). Geschossdeformierungen werden mit der Härte des Materiales der- selben, der organischen Verbindung von Kern und Mantel (s. P. 21), ^ dann bei weichem Boden des Schussfeldes seltener. J Die Erwärmung des Geschosses, welche zur Deformierung in einem gewissen Gegensätzlicbkeitsverhältnisse steht, tritt insofern in den Hintergrund, als ^ sie beim Passieren des thierischen Gewebes keinen hohen Grad erreicht. i 2. Art des Effectes ^er Geschosswirkung. Die Qualität der Wirkung moderner Gewehrgeschosse in todtem Materiale |, ist im Folgenden nur soweit berührt, als sie zum Verständnisse derj qualitativen Geschosswirkung in lebenden Zielobjecten beiträgt. i Schüsse auf todtes Material haben — normal auftreffende Projectile voraus- gesetzt — im allgemeinen folgende Resultate ergeben: 1. Körper von bedeutender Härte, Cohäsion und ohne oder mit sehr geringem Feuchtigkeitsgehalte (Metallplatten, trockenes hartes i Holz u. dgl.) weisen bei durchdringendem Geschosse durchschnittlich auf: ] a) einen Einschuss vom Cali b e r des Geschosses oder darüber hinaus; b) einen sich verbreiternden Schusscanal; c) einen größeren Ausschuss i als der Einschuss; d) häufig (zumal bei geringerer Auftreffgeschwindigkeit [s. P. 60]) von den Rändern des Ein- und Ausschusses ausstrahlende Sprünge; : e) das Geschoss neigt zur Deformierung (s. P. 64) und wird mitunter bei , Auftreffen auf eine vorragende Kante auch wohl gespalten. 1 Man erklärt (nicht immer einstimmig): a) durch Hineintreiben der ober- 1 fiächlichen in die tieferen Schichten des Zielkörpers seitens des Geschosses; b) und 1 c) durch das wachsende Raumbedürfnis, welches das sich stauchende Geschoss und J](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22384765_0038.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)