Theorie der Muskelcontraktion / von G. Elias Müller.
- Müller, G. E. (Georg Elias), 1850-1934.
- Date:
- 1891
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![bei näherer Ueberlegung doch etwas zweifelhaft erscheint. Brücke berichtet nämlich in seinen Vorlesungen über Physiologie (2. Aufl., 1, S. 476) Folgendes: „Wenn' man lebende Muskeln in destillirtes Wasser hineinwirft und sie darin absterben lässt, und dann die Endstücke derselben, welche zunächst von 'dem destillirten Wasser zerstört worden sind, unter das Polarisationsmikroskop bringt, sieht man im dunkeln Sehfelde nicht die sarcous Clements, sondern einen feinen,, silbergrauen, molekularen Staub, in welchen die sarcous Clements zerfallen sind. W§nn nicht noch Raum für die Vermuthung wäre, dass in den von Brücke beobachteten, in 'ihrer Struktur stark geschädigten Fasertheilen die Disdiaklasten wenigstens theilweise von ihrer Einordnung in das Fasergerüst befreit gewesen seien und durch die Art ihrer Vertheilung im Faserinneren jenen Eindruck eines in der Faser vertheilten, feinen, hellen Staubes erweckt hätten,_ und wenn man nicht zweifeln könnte, inwieweit überhaupt Bruchstücke von Disdiaklasten für die mikroskopische Betrachtung noch als einzelne Bruchstücke merkbar sein können, so könnte man geneigt sein, die hier in Rede stehende Erscheinung nach Analogie der Zersplitterungen zu. erklären, welche manche Krystalloide nach den Schilderungen von Schimper (a. o. ä. 0. S. 155) bei Einwirkung gewisser Flüssigkeiten erfahren. „Lässi; man frisch .dargestellte natürliche Paranuss- krystalloide einige Tage in trockener Luft liegen, so zerfallen sie, sobald sie rasch befeuchtet werden, parallel der' Basis in eine Unzahl von Stücken . . . Die Krystalloide Drechsel's verhalten sich nicht minder instruktiv; hier findet aber Zerklüftung nach allen Richtungen statt u. s. w. Diesen Beobachtungen Schimper's reiht sich eine Beobachtung an, welche H. Ambronn (Ber. d. deutschen Bot. Gesellsch., 7, 1889, S. 113) neuerdings mitgetheilt hat.- „Wirft man Stücke von stark eingetrockneten Gallerten in Wasser, so zerspringen sie unter lautem Geknatter in zahlreiche kleine Splitter, ähnlich wie die bekannten Glasthränen. Dieses Zersplittern der Krystalloide-und anderer quellungsfähiger Körper bei plötzlicher Berührung von Flüssigkeiten, in denen sie stark aufquellen, möchten wir (nach Analogie der Erklärung, welche für das Zerspringen der Glas- thränen gegeben wird) einfach daraus erklären, dass die äusseren Schichten des quellungsfähigen Körpers bei der plötzlichen Einwirkung der Flüssigkeit in plötzliche starke Spannungen gerathen, denen die inneren Schichten nicht ge- nügend folgen können, so dass der Zusammenhang der Körpertheilchen sich an manchen Stellen löst. § 19. ' ■ . . Im Yorstehenden ha]}en wir die Thatsacheü angeführt, welche hauptsächlich auf die Krystalloidtheorie hinweisen. Wir machen nun im Folgenden noch auf eine Anzahl von Consequenzen aufmerksam, welche sich aus der krystalloiden ISTätur der Disdiaklasten ergehen. 1) Wir hahen oben (S. 3) betreffs der elektrischen Leitungsfähig- keit der Disdiaklasten bemerkt, dass dieselbe bedeutend grösser sei als die Leitungsfähigkeit der Umgebung der l)isdiaklasten. Wir haben jetzt, wo wir die krystalloide Natur der .Disdiaklasten anerkannt haben, diese Bemerkung dahin za ergänzen oder zu modificiren, dass wir der Flüssigkeit, welche die einzelnen Micelle eines Disdiaklasten umspült und von einander trennt, eine beträchtlich geringere elektrische Lei-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21212326_0090.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)