Verbandplatz und Feldlazareth : Vorlesungen für angehende Militairärzte und freiwillige Krankenpfleger / von F. Esmarch.
- Esmarch, Johann Friedrich August von, 1823-1908.
- Date:
- 1871
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Credit: Verbandplatz und Feldlazareth : Vorlesungen für angehende Militairärzte und freiwillige Krankenpfleger / von F. Esmarch. Source: Wellcome Collection.
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![Major sehen Kmvatten-Verband recht einzuüben; es lässt sieh für diesen Zweck jedes Schnupftuch und Halstuch verwenden und man spart dadurch die Binden, welche im Felde oft nicht in allzugros- ser Menge vorhanden sind und besser für die schwereren Fälle auf- gehoben werden.*) Die in neuerer Zeit so vielfach für den Gips- verband verwendete Gaze (York oder Futterbock), welche sich durch Billigkeit und Leichtigkeit gleich sehr auszeichnet, giebt auch ein vortrelfliches Material für diese ersten Schutzverbände ab und es ist zu erwarten, dass die Binden und Kravatten aus diesem Stoffe in den nächsten Kriegen eine immer grössere llolle spielen werden. Das Oel für die Verbände müssen die Sanitäts- Soldaten in starken Fläschchen in ihren Taschen mit sich führen. Eine zweite Aufgabe des Verbandplatzes ist die Stillung der Blutung. Es ist bekannt, dass bei Schusswunden die primären Blutungen nicht allzu häufig zur Behandlung kommen, wenn auch unter den Todten, welche auf dem Sehlachtfelde liegen bleiben, vielleicht die Meisten an Verblutung gestorben sind, nachdem die Kugel grosse Gefässe in den Körperhöhlen oder am Halse zer- rissen hat. Bei denjenigen, welche auf die Verbandplätze getragen werden, steht die Blutung meist von selbst, auch wTenn die Kugel eine grössere Arterie verletzt hatte; denn die zerrissene Wand dersel- ben krempelt sich nach innen und es kommt meist rasch zur Bil- dung eines den Blutstrom hemmenden Gerinnsels. Später in den Lazarethen treten dann freilich die secundären Blutungen auf und machen den Aerzten oft viel zu schaffen. Aber auf den Verband- plätzen sind die Aerzte selten genöthigt die Unterbindungen gros- ser Gefässe vorzunehmen und es ist das um so besser, weil die- ser Ort in der That für diese subtilen Operationen nicht sehr geeignet ist, zu denen man vor Allem grosser Ruhe und guter Assistenz bedarf. Es kommen aber manche Fälle vor, in welchen die Kugel eine solche Richtung genommen zu haben scheint, dass eine Ver- letzung einer grossen Arterie höchst wahrscheinlich ist, es sickert Blut aus diesen Wunden, aber nicht in dem Masse, dass eine so- fortige Unterbindung der Ader absolut nothwendig erscheint; in diesen Fällen muss der Verband mit grösster Sorgfalt und so angelegt werden, dass ein Verbluten auf dem Trans] orte nicht *) Ich habe den Versuch gemacht, dieser Verbandmethode eine allgemeinere Verbreitung zu verschaffen durch meine kleine Schrift: Der erste Verband auf dem Schlachtfeldo. Kiel, Schwers’sche Buchhandlung 186D.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2233225x_0026.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)