Pathologie und Therapie des Ekzems / von P.G. Unna.
- Unna, Paul Gerson, 1850-1929.
- Date:
- 1903
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Credit: Pathologie und Therapie des Ekzems / von P.G. Unna. Source: Wellcome Collection.
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![Dermatologie in Frankreick zwei Parteien gegenüber; auf der einen Seite die Diathetilier Bazin und Hardy als Verfecliter des „Arthritismus und „Herpetismus, auf der anderen Devergie, der, von allen unbewiesenen Diathesen absehend, als echter Nachfolger von Ray er die klinische Seite des Ekzems ausbaute und den Willanismus in Frankreich als erster voll- ständig überwand. Fraglos mussten die Anschauungen von Devergie Hebra sympathischer sein als die vagen Theorien von Bazin und Hardy, und so finden wir ihn denn an seiner Seite im Kampfe gegen die Dia- these, die er — glücklicher als Devergie — allmählich vollkommen in Misscredit brachte. Es ist aber nun interessant zu sehen und für die folgende Epoche sehr wichtig geworden, dass in Ansehung des Ekzem- begriffes Hebra auch gegen Devergie Front machte, die von diesem Autor glücklich erreichte Beschränkung und Reinigung des Rayer'schen Ekzembegriffes über den Haufen warf und wiederum eine Verquickung des Willan'schen und Rayer'schen Ekzems herbeiführte, und zwar eine so dauerhafte, dass dieselbe noch heute nicht ganz überwunden ist. Wie konnte eine so rückläufige Bewegung entstehen und festen Fuss fassen? Wie konnten Dinge, deren grundverschiedene Pathogenese schon seit fünfzig Jahren gerade von den besten Beobachtern erkannt und wieder- holt klar hervorgehoben worden waren, von einem Manne wie F. Hebra unterschiedslos zusammengeworfen werden? Der Grund ist in dem Kampfeseifer Hebras zu suchen in seinem Streite gegen die Diathetiker in der Ekzemfrage, vor allem gegen Bazin, wenn auch gerade dieser Autor von Hebra persönlich nicht genannt wird. Devergie hatte sich damit begnügt, die Diathesen zu leugnen und eine „Disposition der Haut an die Stelle zu setzen, deren Natur „unbekannt sei. Hebra, in der richtigen Erkenntnis, dass eine falsche Theorie nur durch eine bessere positiv überwunden wird, versuchte an Stelle der Diathesen und unbe- wiesener innerer Zustände äussere Ursachen zu setzen, und da man damals fast nur physikalische und chemische Reizmittel der toten Natur kannte, griff er — leider — zu diesen und damit auf die Ursachen des Willan'schen Ekzems zurück, in der Hoffnung, damit die Aetiologie des Rayer'schen Ekzems aufzuhellen. In der That glaubte Hebra, durch wiederholte Crotonölpinselungen das chronische Ekzem in allen seinen verschiedenen Formen künstlich nachmachen zu können, und leitete die von ihm unterschiedenen fünf Hauptformen des Ekzems (Eczema squamosum, papulosum, vesiculosum, rubrum [= madidans] und impetiginosum [= crustosum]) aus der Sym- ptomenreihe der Crotondermatitis ab. Da er selbst überzeugt war, dass andere Hautreizmittel, z. B. Schwefel, eine andere Reihe von Hautreac- tionen hervorrufen als Crotonöl, so muss er letzteres als das nach seiner Meinung beweisendste wohl deshalb gewählt haben, weil dabei die Reac-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b23984466_0027.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)