Anatomie der Mundhöhle : mit besonderer Berücksichtigung der Zähne / von E. Zuckerkandl.
- Emil Zuckerkandl
- Date:
- 1891
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Credit: Anatomie der Mundhöhle : mit besonderer Berücksichtigung der Zähne / von E. Zuckerkandl. Source: Wellcome Collection.
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![] 69 hinter und unter welchen sich die bleibenden Zähne anlegen. Allmälig fallen die Milchzähne aus und an ihre Stelle treten die für das übrige Leben bestimmten bleibenden Zähne. Diese Aufeinanderfolge von zwei distincten Zahnreihen nennt man gemeinhin Dentition, und zwar unterscheidet man zwei Dentitionen, von welchen die erste den Durchbruch der Wechselzähne, die zweite den der Ersatzzähne in sich begreift. R.Baume schreibt mit Bezug auf die niederen Wirbelthiere: „Von einem reihenweisen Ersatz, von irgend etwas, was als Dentition bezeichnet werden könnte, ist hier einfach nichts vorhanden. In diesem Sinn, nämlich als reihenweisen Ersatz von Zähnen, findet bei den niederen Vertebraten allerdings keine Dentition statt. Principiell liegt jedoch dasselbe vor, nur handelt es sich in dem einen Fall um ein reichlich ausgestattetes Gebiss, in welchem der Zahnwechsel mehrmals sich einstellt, in dem anderen dagegen um eine bereits redu- cirte Bezahnung, in welcher nur wenige Zäline einmal gewechselt werden. Zwischen den niederen und den höheren Vertebraten herrscht strenge genommen in Bezug auf die angeregte Frage nur der Unterschied, dass bei letzteren neben Ersatzzähnen auch Zähne vorkommen, die nicht gewechselt werden. Den Anlass, den Begriff der Dentition so enge zu fassen, wie es fast allgemein geschieht, bot das Gebiss des Menschen. Es brechen nämlich vom 1. bis zum 3. Jahr 20 gut entwickelte Zähne durch, welche zwischen dem 7. und 13. Jahr von einem zweiten, aus stärkeren Einzelelementen bestehenden Zahnsatz verdrängt werden. Zwischen dem Durchschneiden des zweiten Milchmolars und dem Beginn der zweiten Dentition liegt eine vierjährige Pause, in welcher die Dentition völlig stille zu stehen scheint, und dieses Moment, die lange Dauer der Pause, bot offenbar die Veranlassung zur Aufstellung der Theorie von den zwei Dentitionen. Diese Gruppirunghat aber, wieR. Baume richtig bemerkt, keine Berechtigung; denn die zwei Zahnserien des menschlichen Gebisses sind durchaus nicht in zwei distincte Reihen geschieden, und ferner handelt es sich bei der zweiten Dentition nicht einfach um ein, wenn auch stärkeres Ersatzgebiss der Milchbezahnung. Der Zahn Wechsel erfolgt nämlich nicht reihenweise, sondern so allmälig, dass, nachdem die Milchzähne einige Zeit allein fungirt haben, die Wechselzähne gemeinsam mit einzelnen Ersatzzähnen, später einige Milchzähne, gemischt mit mehreren bleibenden Zähnen, das Gebiss bilden. Das geht so fort, bis endlich im Gebiss nur mehr bleibende Zäline vorhanden sind. Die beiden Reihen sind also nicht scharf voneinander gesondert, zumal der erste bleibende Molar fast ein Jahr hindurch mit den Milchzähnen den Zahnbesatz des Kindes bildet.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21085547_0181.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)