Anatomie der Mundhöhle : mit besonderer Berücksichtigung der Zähne / von E. Zuckerkandl.
- Emil Zuckerkandl
- Date:
- 1891
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Credit: Anatomie der Mundhöhle : mit besonderer Berücksichtigung der Zähne / von E. Zuckerkandl. Source: Wellcome Collection.
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![Es tritt also ein bleibender Zahn auf, bevor noch ein Wechsel- zahn ausgefallen ist. Ferner handelt es sich in dem bleibenden Ge- biss nicht um eine blosse Wiederholung- der Wechselzähne, sondern jede Serie zeigt ihre Eigenheiten. Das bleibende Gebiss ist durch die Backen- zähne, das Milchgebiss durch den ersten Milchmolar charakterisirt. Endlich vollzieht sich die Dentition nicht bei allen Thieren in so regelmässiger Weise wie beim Menschen; es gibt Thiergruppen, bei denen Wechselzähne über- haupt nicht vorkommen, und dadurch wird eine allgemeine, allen Aus- nahmen Rechnung tragende Definition des Begriffes Dentition wesentlich erschwert. Es stellen sich ferner rudimentäre Zähne des bleibenden Gebisses in der Reihe der Milchzähne auf, und mit einem solchen Ueber- greifen der einen Reihe in die andere wird die scharfe Grenze zwischen der Milch- und der bleibenden Bezahmmg illusorisch. In diese Kategorie von Zähnen gehört z. B. der erste Prämolar des Hundes. Seiner Hin- fälligkeit halber wurde der erste Backenzahn des Pferdes von manchen Odontologen für einen Milchzahn gehalten, was, wie R. Baume richtig ausführt, nach der Dentitionstheorie nicht sein kann, da derselbe nicht ersetzt wird. Allerdings ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass der rudimentäre Zahn ehemals einen Vorläufer hatte. Bei Berücksichtigung der vorgebrachten Momente ist es wohl über- flüssig, an zwei Dentitionen festzuhalten; es würde vollständig genügen, eine einzige Dentition anzunehmen, wie dies R. Baume vorgeschlagen hat. R. Baume hat aus mehrfachen Gründen hiefür mit Geschick plaidirt. Mit dem Haupteinwand hingegen, dass nämlich die Ersatzzähne nicht von den Milchzähnen abzweigen, sondern selbständig angelegt werden, hat er nicht das Richtige getroffen *). Nach R. Baume beruht das Auftreten der hinfälligen und der bleibenden Zähne auf folgenden Umständen: „Alle Zahnkeime werden im embryonalen Leben von derselben Matrix aus angelegt, aber zu ver- schiedener Zeit, und zwar die in Reduction begriffenen [gleichviel, ob man sie zu den Milchzähnen oder zu den bleibenden (?) rechnen würde] schwächeren zuerst, die stark entwickelten später. So brechen zuerst die minderwerthigen Zähne durch und bilden die Reihe der Milchzähne, dann folgt die Reihe der Ersatzzähne. Das Ganze ist eine einzige Zahnanlage, deren einzelne Vertreter sich verschieden schnell und verschieden hoch *) Die Frage, ob die Anwesenheit eines Milchzahnes mit Notwendigkeit die Bildung des betreffenden bleibenden Ersatzzahnes nach sich zieht, beantwortet Busch dahin, dass dies nicht der Fall sei. Es haben zuweilen Milchzähne keine Nachfolger; dagegen zieht Mangel eines Milchzahnes mit grosser Wahrscheinlichkeit Mangel des entsprechenden Ersatzzahnes nach sich.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21085547_0182.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)