Anatomie der Mundhöhle : mit besonderer Berücksichtigung der Zähne / von E. Zuckerkandl.
- Emil Zuckerkandl
- Date:
- 1891
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Credit: Anatomie der Mundhöhle : mit besonderer Berücksichtigung der Zähne / von E. Zuckerkandl. Source: Wellcome Collection.
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![Das aus seinem Gefüge befreite Oberkieferbein zeigt nämlich an der nasalen Wand des Sinus einen grossen Defect (Hiatus maxillaris [siehe Fig. 1B]), der hauptsächlich in die Projection des mittleren Nasenganges fällt. Am unverletzten, in seinem Gefüge belassenen, aber skeletirten Kiefergerüste ist von dem grossen Defecte der nasalen Wandung schon viel weniger zu sehen; denn es schieben sich nachbarliche Knochen- segmente, wie die untere Nasenmuschel (von unten), das Gaumenbein (von hinten) und das Siebbein (von oben), vor denselben hin. Die vorgelagerten Theile des Siebbeins bestehen: 1. aus dem Processus uncinatus (siehe Fig. 5 a) und 2. aus einer Knochenzelle (Bulla ethmoidalis [siehe Fig. 5 b]), deren Ausbildung sehr verschiedene Grade zeigt. Trotzdem bleiben zwischen den vorgeschobenen Theilen einerseits und andererseits zwischen diesen und der Umrandung des Hiatus maxillaris Spalten übrig, von welchen die der letzteren Art erst durch die vor ihnen hin wegstreichende Na sen-und Kieferhöhlen-Schleim- haut verschlossen werden. Diese häutigen Partien heisse ich Nasenfontanellen, und ich unterscheide speciell eine vordere und eine hintere Nasenfontanelle. Erstere befindet sich zwischen der unteren Nasenmuschel und dem Processus uncinatus des Siebbeins, letztere zwischen diesem Knochen- segment und dem Gaumenbeine. Es bleibt demnach nur der Spalt zwischen dem Processus uncinatus und der Bulla ethmoidalis frei, der von Schleim- haut ausgekleidet wird und die Communicationsöffnungen (das Ostium frontale und maxillare) für die Stirn- und Kieferhöhle enthält (siehe Fig. 5 <:). Das Ostiiun frontale liegt oberflächlich im vorderen Winkel, das Ostitun maxillare verborgen im hinteren Winkel des Spaltes. Der Spalt zeigt für gewöhnlich eine halbmondförmige Gestalt und wird Hiatus semilunaris. die Rinne zwischen Bulla und Hakenfortsatz Infundi- buluni genannt. Durch dasselbe gehen Erkrankungen der Nasenschleim- haut leicht auf die Kieferauskleidung über und umgekehrt. Die Pars infraturbinalis der inneren Kieferhöhlenwand ist in ihrer unteren Hälfte ziemlich stark und enthält hier sogar eine dünne Spon- giosaschichte: in der oberen Hälfte fehlt diese gewöhnlich und die Wandung ist zart, dabei aber immer noch stärker als die Pars supra- turbinalis, die wegen der Zusammensetzung aus Weichtheilen und aus dem schwachen Processus uncinatus eine gewisse Biegsamkeit besitzt. Aus diesem Grunde ist diese dem mittleren Nasengange entsprechende Partie der inneren Kieferhöhlenwandung überhaupt der schwächste Theil des Kieferkörpers, und Flüssigkeits-Ansammlungen des Sinus maxillaris werden die Stelle am ehesten gegen die Nasenhöhle ausbuchten.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21085547_0192.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)