Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost : ihre Anwendung in der ärztlichen Praxis und ihre diagnostischen und therapeutischen Ergebnisse / von Adolf Schmidt.
- Adolf Schmidt
- Date:
- 1904
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Credit: Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost : ihre Anwendung in der ärztlichen Praxis und ihre diagnostischen und therapeutischen Ergebnisse / von Adolf Schmidt. Source: Wellcome Collection.
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![IV* Die semiotische Bedeutung der pathologischen Fäzesbefunde. Obwohl diese Abhandlung sich vornehmlich mit der Funktions- pnifung des Darmes befasst, also mit der Frage, warum diese oder jene Nahrungsreste im gegebenen Falle unausgenutzt wieder verloren gehen, müssen wir doch von den pathologischen Fäzesbefunden noch einige andeie mit in den Kreis unserer Betrachtung ziehen, und zwar vor allen den Schleim, den unveränderten Gallenfarbstoff und die Gärungs- resp. Fäulniserscheinungen. 1. Der Schleim. Das Erscheinen von Schleim im Stuhle beweist das A orhandensein eines entzündlichen Zustandes der Schleim- haut, es ist das einzige zuverlässige Zeichen desselben. \ on dieser Regel gibt es nur zwei, nicht einmal streng durchzuführende Ausnahmen: ein dünner, nach dem Eintrocknen wie Lack aussehender Schleimüberzug wird gelegentlich auf der Oberfläche harter Kotballen bei trägem Stuhlgang gesehen, ohne dass ein eigentlicher Katarrh der Rektalschleimhaut da zu sein braucht, und bei der sogenannten Schleim- kolik, bei der attackenartig grosse Massen glasigen Schleimes abgesetzt werden, überwiegt die nervöse Überproduktion von Schleim so sehr die lokalen Veränderungen, dass das Krankheitsbild aus dem Rahmen der gewöhnlichen Katarrhe herausfällt [Nothnagel (22)]. Für alle übrigen Fälle ist Folgendes von Bedeutung: a) Mit Ausnahme weniger Fälle stammt der in den Fäzes wiedererscheinende Schleim aus dem Dickdarm, und zwar sind vermutlich um so höher gelegene Teile von der Entzündung betroffen, je kleiner die einzelnen Schleimflocken und je gleich- mäfsiger verteilt sie im Kote vorhanden sind. b) Die Annahme des Dünndarmursprungs ist nur bei dünnflüssigen Fäzes und nur für kleinste Schleimflöckchen zulässig, wenn dieselben bei mikroskopischer Be- trachtung stark von Bakterien durchsetzt sind und halbverdaute Zellen, resp. Zell- kerne in charakteristischer Anordnung aufweisen. Unterstützend wirkt Bilirubin- färbung dieser Schleimflocken (Sublimatprobe) oder Vorhandensein feinster Bilirubin- krystalle bei Betrachtung mit starker Vergrösserung (Typhus, Tuberkulose, Cholera, schwere akute Katarrhe). c) Je stärker der Schleim (im mikroskopischen Präparat) von Zellen, zumal von Kundzellen durchsetzt ist — weissliche Färbung kann auch durch Fetteinschluss zustande kommen —, um so hochgradiger ist wahrscheinlich der Entzündungs- zustand der Schleimhaut. Bei Ulzerationsprozessen findet sich fast immer nur eiterhaltiger Schleim, kaum je reiner Eiter im Stuhle. d) Geschwüre und Katarrhe können aber, zumal wenn sie hoch sitzen, auch ohne Abgang von reinem oder eiterigem Schleim und von Blut bestehen. Die Ent- zündungsprodukte werden nämlich, ebenso wie die Nahrungsbestnndteile, von den Verdauungssäften gelöst.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2808052x_0032.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)