Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost : ihre Anwendung in der ärztlichen Praxis und ihre diagnostischen und therapeutischen Ergebnisse / von Adolf Schmidt.
- Adolf Schmidt
- Date:
- 1904
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Credit: Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost : ihre Anwendung in der ärztlichen Praxis und ihre diagnostischen und therapeutischen Ergebnisse / von Adolf Schmidt. Source: Wellcome Collection.
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![2. Unveränderte Gallenfarbstoife (Bilirubin) und Schwankungen des Hydrobilirubingehaltes. Normaler Weise wird der Gallenfarbstoff- nach der Passage des Darminhalts durch die Ileozoekalklappe durch die mit der hier beginnenden Fäulnis verbundenen Reduktionsprozesse in Hydrobilirubin umgewandelt. Das Hydrobilirubin färbt sich bei der Sublimatprobe rot, unverändertes Bilirubin grün. a) Grünfärbung des ganzen Kotes oder einzelner Teile desselben (meist der Muskelbruchstücke und des Schleimes) ist — abgesehen von Neugeborenen- oder Säuglingsstühlen, die hier kaum in Betracht kommen — pathologisch. Sie beweist eine zu schnelle Passage des Darminhaltes oder Fehlen der normalen Reduktionsprozesse aus andern, noch unbe- kannten Gründen. Gewöhnlich ist bei Grünfärbung des ganzen Kotes durch HgCl, auch der Dünndarm betroffen. Sicher wird die Diagnose auf Dünndarmaffektion aber erst in Verbindung mit anderen Zeichen, namentlich mit charakteristischen Schleimteilen (s. u. 1 b) [Schor- lemmer (26)]. b) Je frischer der Kot nach der Entleerung mit HgCl2 versetzt wird, um so lebhafter ist im allgemeinen die Rotfärbung. Tritt dieselbe bei Verarbeitung frischen, braungefärbten Kotes nur unvollkommen auf, (schmutzigrote Färbung), so liegen meist abnorme Zersetzungsprozesse vor. c) Völliges Ausbleiben der Rot- (und Grün-) Färbung bei der Sublimatprobe kommt in Fettstühlen bei gänzlichem Abschluss der Galle vom Darm vor (die HgCl2-Probe beweist hier am einfachsten einen vollkommenen Verschluss des Gallenganges) und in seltenen Fällen bei den sogenannten tonfarbenen Stühlen ohne Ikterus (zeitweises Ver- siegen der Gallensekretion?). 3. Ungenügende Fettverdauung. Zur Beantwortung der Frage, ob das Fett im vorliegenden Falle genügend gut verdaut worden ist oder nicht, besitzen wir auch bei Gebrauch der Probekost keinen einheitlichen Mafsstab. Da jeder Stuhl, auch der Hungerkot, Fett enthält — der Normalkot etwa 23 °/0 der 1 rockensubstanz—, und da geringen Schwankungen der Fettverdauung keine allzu grosse pathologische Bedeutung beigelegt werden darf, so kommt nur eine erhebliche Vermehrung des Kotfettes praktisch in Betracht. Diese ist aber verhältnismäfsig leicht zu erkennen, und zwar bei der makroskopischen Untersuchung aus der lehmartigen Beschaffenheit und der Häutchenbildung auf der Oberfläche während des Verreibens mit Wasser, bei der mikroskopischen Untersuchung aus der starken Ver- mehrung der Fettsäureschollen im erhitzten Essigsäurepräparat (Präparat 2)](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2808052x_0033.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)