Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost : ihre Anwendung in der ärztlichen Praxis und ihre diagnostischen und therapeutischen Ergebnisse / von Adolf Schmidt.
- Adolf Schmidt
- Date:
- 1904
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Credit: Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost : ihre Anwendung in der ärztlichen Praxis und ihre diagnostischen und therapeutischen Ergebnisse / von Adolf Schmidt. Source: Wellcome Collection.
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![Nahrung ändern; ganz besonders möchte ich aber empfehlen, die Richtung der Zersetzungsprozesse, sei es des frischen Kotes oder des im Brut- schrank gehaltenen, zum Ausgangspunkt der Kostwahl zu nehmen. Bei Grärung vorwiegend Ei weissdiät, bei Fäulnis Kohlehydrat- diät lautet die Regel. Plötzlicher Wechsel in der Diät ist hier gelegentlich von überraschendem Erfolge, auch z. B. in der Form eines vegetarischen Regimes. Die wissenschaftliche Grundlage dieses Vor- gehens wird durch die Tatsache gegeben, dass die Flora des Darminhalts bei plötzlichem Diätwechsel längere Zeit gebraucht, bis sie sich dem neuen Nährboden angepasst hat [Lembke (68)]. Während dieser Pause fallen die Reize der Zersetzungsprodukte fort, und das ist von grossem Vorteil. Noch eines möchte ich raten, stets zu versuchen: die Bettruhe. Es ist unzweifelhaft, dass bei einzelnen Patienten jede körperliche Er- schütterung, schon die mit der spontanen Bewegung verbundene, genügt, die Peristaltik auszulösen, wie umgekehrt bei anderen Eisenbahnfahrt oder Dampfschiffahrt unfehlbar Verstopfung macht. Teils der mit der Funktionsprüfung verbundenen Bettruhe, die ich immer wenigstens einige Tage einhalten lasse, teils der den meisten Patienten ungewohnten Zusammensetzung der Probediät schiebe ich manche mittels derselben gewonnenen Erfolge zu, die zunächst garniclit beabsichtigt waren. Am lebhaftesten wird mir darunter stets ein junger Mann im Gedächtnis bleiben, der seit frühester Jugend an Durchfall litt, welcher jeder Be- handlung bisher getrotzt hatte. Ich erklärte ihm, dass ich nur nach Untersuchung mittels der Probediät ein Urteil über seinen Zustand abgeben würde, und zu unserer grössten Überraschung erfolgte dabei nur alle zwei Tage ein normaler Stuhlgang. Habituelle Obstipation. (lastrogene Obstipationen. ■— Wesen der habituellen Obstipation. Therapeutisches. Die habituelle Obstipation, zu der wir uns am Schluss unserer Betrachtung wenden, ist ein soviel erörtertes Kapitel, dass es fast unmöglich erscheint, noch etwas Neues zu demselben beizutragen. Selbstverständlich kommt für uns nur die nervöse, wie man gemeinig- lich annimmt, auf atonischen Zuständen der Dickdarmmuskulatur oder abnormen Innervationsverhältnissen derselben beruhende Form in Frage, doch dürfen wir uns ruhig eingestehen, dass in der Praxis unter dieser Flagge — ebenso wie bei den nervösen Diarrhöen — mancher Fall von sekundärer Verstopfung im Anschluss an chronische Dickdarmkatarrhe und nicht selten auch an Magenaffektionen segelt. Was diese letzteren, die gastrogenen Obstipationen betrifft, so wurde bereits oben hervorgehoben, dass die Hyperaziditat sehr häufig mit Verstopfung einhergeht, während bei der Achylie umgekehrt Durc i- fjj.ll an der Tagesordnung ist. Das ist aber nicht konstant. So habe ich](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2808052x_0066.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)