Die Entwicklung der Medicin in Berlin : von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Eine historische Skizze / Festgabe für die Mitglieder und Theilnehmer des fünfzehnten Congresses für Innere Medicin im Auftrage des Geschäftscomités des Congresses für Innere Medicin.
- Julius Leopold Pagel
- Date:
- 1897
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Credit: Die Entwicklung der Medicin in Berlin : von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Eine historische Skizze / Festgabe für die Mitglieder und Theilnehmer des fünfzehnten Congresses für Innere Medicin im Auftrage des Geschäftscomités des Congresses für Innere Medicin. Source: Wellcome Collection.
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![der berühmte Anatom, vor seiner Leydener Zeit bekanntlich Professor in Frankfurt a. 0. und von 1G85—88 Leibarzt des Grossen Kurfürsten, von dem ihm grössere Summen zur Gründung eines anat. Theaters in Frank- furt bewilligt wurden 10). — Uebrigens hat Albmus zuerst die 1683 ent- deckte Heilquelle zu Freienwalde a. 0. beschrieben. - - Endlich ist noch der angesehene Berliner Praktiker Bartholomaeus Zorn (1639—1717) zu erwähnen, Sohn des oben genannten Apothekers, seit 1664 hier dauernd ansässig, Verfasser einiger botanischer Arbeiten. Seine 1661 zur Uebung während der Studienzeit in Altdorf geschriebene Abhandlung: »De venae- sectionis necessitate« widmete er dem Magistrat seiner Vaterstadt. — Einen Ruf als Praktiker genossen noch die brandenburgischen Hofärzte Th. Hen- nisch (1623—77), Tob. Schütze (geb. um 1617), Christoph Mai [Majus]21) ferner die Aerzte der französischen Colonie Carita und Duclos, über die nähere Nachrichten fehlen. In die Zeit des Grossen Kurfürsten fällt noch die Wirksamkeit einer Persönlichkeit, die in ihrer Art für die Mark eine exceptionelle Stellung einnimmt, nämlich Justine Siegemundin geb. Dittrichin, die be- kannte Hebamme und Verfasserin von: »Die Chur-Brandenburgische Hof f-Wehe-Mutter, das ist: Ein höchst nöthiger Unterricht von schweren und unrecht stehenden Geburten in einem Gespraech vorgestellet etc.« 30) (Colin a. d. Spree 1690 und in vielen weiteren Auflagen, auch in's Hollän- dische übersetzt). Die Siegemund ist eine würdige Genossin der Aspasia des Alterthums, von deren Werk uns Aetius höchst interessante Bruchstücke erhalten hat, sowie der Französinnen Louise Bourgeois und Marguerite de la Marche, auch der Braunschweiger Hebamme Anna Horenburg. In Folge eigener schwerer Entbindung hatte sie als Gattin eines schlesischen Rittmeisters den Entschluss gefasst, die Hebammenkunst zu erlernen, war zunächst Jahre lang auf dem Lande, später in Liegnitz (meist gratis) thätig und folgte schliesslich einem Ruf an den Curfürstlichen Hof. Ihr Buch ist in Form eines Katechismus mit Fragen und Antworten verfasst und durchaus originell, so dass ein Mann wie der berühmte holländische Accou- cheur C. van Sohngen es einer Uebersetzung in seine Muttersprache für werth hielt. Auf die Polemik, die sich an eine Kritik dieses Buches und einzelne darin empfohlene Encheiresen knüpfte, kann ich hier nicht weiter eingehen. Damit sind die wichtigsten Personen und Thatsachen, wie sie für die Entwickelung der Medicin in Berlin während des 17. Jahrhunderts in Be- tracht kommen, aufgezählt, Wir gewinnen von dieser Epoche den Ein- druck, dass sie trotz an sich tüchtiger und anerkennenswerther Leistungen im Einzelnen einen eigentlichen Fortschritt nur andeutungsweise markirt. An den grossen Zeit- und Streitfragen, wie sie damals die übrige wissen-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21009089_0035.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)