Die Entwicklung der Medicin in Berlin : von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Eine historische Skizze / Festgabe für die Mitglieder und Theilnehmer des fünfzehnten Congresses für Innere Medicin im Auftrage des Geschäftscomités des Congresses für Innere Medicin.
- Julius Leopold Pagel
- Date:
- 1897
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die Entwicklung der Medicin in Berlin : von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Eine historische Skizze / Festgabe für die Mitglieder und Theilnehmer des fünfzehnten Congresses für Innere Medicin im Auftrage des Geschäftscomités des Congresses für Innere Medicin. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.
63/174 (page 39)
![Christian Maximilian Spener, Hof-und Leibarzt, Assessor am Coli, medicum (s. oben). Georg Ernst Stahl (s. oben), Vater des Animismus, der Phlogiston- theorie, der Lehre von der sogen. »Goldenen Ader«, niedergelegt in der Dissertation mit dem wunderbaren Titel: »De venae portae porta malorum hypochondriaco-splenitico-suffoeativo-hysterico haemorrhoidariorum« (!! Halle 1698 und mehrfach aufgelegt)51). — Endlich JohannFriedrichZückert (1737—78), ein geborener Berliner, Verfasser zahlreicher populärer medi- cinischer Schriften, unter anderem eines balneologischen Sammelwerkes, einer Diätetik etc. Aus der ganzen Serie der hier vorgeführten Männer, die übrigens beweist, dass Berlin im 18. Jahrhundert nicht arm war an tüchtigen und gebildeten Praktikern, darf den Anspruch auf wirklich historische Be- deutung streng genommen nur Stahl, allenfalls noch Seile, erheben. Alle andern sammt und sonders, deren lokale Bedeutung für Berlin an sich nicht in Abrede gestellt werden soll, deren Verdienste immerhin nicht ge- ring sind, die als Schriftsteller und Praktiker das gewöhnliche Niveau der Mehrheit zweifellos überragen, sind doch nicht in dem Maasse bemerkens- wert]!, dass man von ihnen sagen dürfte, es sei ihnen gelungen, in irgend einer Weise in der praktischen Medicin einen Fortschritt anzubahnen, neue Pfade zu finden. In dieser Beziehung sind fast alle der genannten Autoren Kinder ihrer Zeit, in der gegenüber den Fortschritten der Anatomie und Chirurgie die innere Medicin auf einem mehr konservativen Standpunkt beharrt. Nur Stahl muss ein eigentliches Verdienst nach der Richtung des Fortschritts nachgerühmt werden. Als ehemaliger Lehrer an einer frequenten Universität, als Schöpfer eines neuen Systems in der Medicin, welches noch lange in den ärztlichen Gemüthern Widerhall fand, als Vater einer chemischen Theorie, die zunächst hypothetisch den Ueber- gang zu einer der glänzendsten Entdeckungen der Neuzeit bildete, hat Stahl auf Mit- und einen Theil der Nachwelt einen wesentlich führen- den Einfluss gewonnen, durch seine Schriften zu intensiven literarischen Kämpfen und Diskussionen Veranlassung gegeben und uns Produkte tiefster Gedankenarbeit hinterlassen, auf deren Grund vielleicht noch einmal — bei der heutigen Zeitströmung und bei der unzweifelhaft in gewissen Kreisen wieder hervorgetretenen Neigung zu allerlei Recidiven ins Mystische er- scheint diese Behauptung nicht allzu gewagt — mutatis mutandis weiter- zubauen wird versucht werden. Gleiches lässt sich von den übrigen Berliner Medianem kaum behaupten; sie waren erfolgreiche, von einem gewissen Instinkt geleitete Praktiker, Hippocratiker im besten Sinne des Worts, gemessen aber für die Geschichte nur ephemere und sekundäre Bedeutung. Nur derjenige historische Forscher, der Seitenwege einzuschlagen und die](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21009089_0063.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)