Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Hallier, Ernst, 1831-1904.
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![anheimgeben. Die Aehnlichkeit der Contagien Wirkung mit der Gähning und llefebildung ist aber so gross, dass einige Chemiker geradezu von einer Ansteckung bei verscliiedenen Gährungen sprechen^). Sehr bedeutungsvoll scheint mir die I/chre von der Hefebildung, so- wie sie in's Licht zu setzen mir gelang, für die Lehre von der Penetration und Absorption. Hier ist freilich vor allen Dingen eine höchst kritische Trennung der Oscillarineen und der Pilzhefebildungen nothwendig. Bei der Lehre vom Milzbrande z. B. sind diese Gebilde noch immer von fast allen Forschern durch einander gCAA^orfen. Das trifft auch Meissner^), dem man übrigens Formenkenntniss nicht absprechen kann. Nachdem derselbe über die von Fuchs und I^runell 1848 gemachte Entdeckung der «l^akterien« im Milzbrandblute referirt hat, bespricht er die Impfversuche, bei denen lei- der »Vibrionena und Pilzschwärmer nicht unterschieden werden. Geimpfte Thiere, bei denen sich Bakterien zeigten, gingen stets zu Grunde, doch starben auch geimpfte Thiere ohne nachweisbare »Bakterien«. Delafond sah an den »Bakterien« selbst nie Bewegung; seine »]3akterien« waren also keine Vibrionen (Oscillarineen), sondern Lepfothrix-J^etten von Pilzen. Die »Infusorien«, wozu Meissner y)Mo?iasterium, Vibrio liiieola, Bakterium termo und Spirillium volutans^i rechnet, entwickeln sich nach ihm erst 1 — 2 Tage »nach Beginn der Fäulniss«. Hier hätte doch zunächst durch Cultur festgestellt werden müssen, wodurch denn die vor dem Erscheinen der »Vibrionen« eingetretene Fäulniss hervorgerufen werde, ob durch die Keime dieser »Infusorien« oder durch Pilzelemente. Soviel scheint aber aus den bisherigen LTntersuchungen hervorzugehen, dass die Pilzelemente wichtiger sind als die Oscillarineen, denn Delafond, Julius Kühn und andere sehr tüchtige Forscher fanden nur unbewegliche »Bakterien«, also nur Pilzelemcnte. Es sind mithin diese die Erreger der Fäulniss, die Os- cillarineen nur beiläufige, wenn auch wahrscheinlich dem Krankheitsver- lauf sehr förderliche Gebilde. »Bakterien«, also Pilzelemente, erscheinen nach Meissner 1—5 Stun- den nach dem ersten Auftreten der Milzbrandsymptome; sie nehmen stündlich zu und bestimmen die tödtliche Prognose. Dass der Milzbrand ein ganz anders localisirter und daher von der Cholera äiisserlich ungemein verschiedener Fäulnissprocess ist, kann nach den Untersuchungen von Davaine, Meissner, J. Kühn und Anderen eigentlich keinem Zweifel unterliegen. Nach dem Tode des milzbrandigen Thiercs wachsen nach Meissner 1) Vgl. u. a. Reichardt, Agriculturchemie. p. 357. 2) H. Meissner, lieber das Wesen des Milzbrandes und 6er Pustula maligna. Ber- liner klin. Wochenschrift. I, 16. 1864.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0101.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)