Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Ernst Hallier
- Date:
- 1867
Licence: Public Domain Mark
Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.
104/132 (page 92)
![geradezu. Am leichtesten geschieht das im feuchten Zustande, l^ei län- gerem Kochen sterben alle Pilzelemente. Die Siedehitze tödtet die Sporen sehr bald, die Kernhefe etwas langsamer. Die Oscillarineen gehen auch bei anhaltendem Kochen nicht immer zu Grunde und darin gleichen ihnen wiederum die Vibrionen. Man muss diese Gebilde auf 120^ C. erhitzen, um sie sicher zu tödten. In trockner Luft halten sie und selbst Pilzsporen weit höhere Wärmegrade aus. Man sieht also, dass sich die Siedehitze zu Desinfectionen im Grossen nicht anwenden lässt, da man eine andere Flüssigkeit als das Wasser an- wenden müsste. Wohl aber ist es für die Conservirung von Vegetabilien, Fruchtsäften und Aehnlicham sehr beachtenswerth, dass die Siedehitze des Wassers in etwa 30 Minuten alle Pilzelemente zerstört. Man ist aber bei'm Brunnenwasser nicht einmal nach dem Kochen vor Oscillarineen sicher; sicherer dagegen bei'm Filtriren desselben. Die Temperatur des menschlichen Körpers trifft so ziemlich mit der günstigsten Gährungstemperatur zusammen. Daher findet auch beständig in den Därmen Gährung Fäulniss [und Säurebildung]) durch Kernhefe statt. Sehr viel höhere Temperaturen sind der Gährung ebenso ungünstig wie sehr viel niedrigere. Weine und Biere müssen deshalb in kühlen Kellern aufgehoben werden, ganz besonders, wenn sie schwach und nicht ausgegohren sind. Die starken bairischen Piere können das Einfrieren sowie auch ziemlich hohe Temperaturen ohne grossen Nachtheil ertragen, denn sie sind vollkommen ausgegohren. Die Grenze der Gährung trifft zusammen mit der Temperaturgrenze der Vegetation überhaupt und dasselbe scheint für mehre Contagien zu gelten. Entzieht man gährungsfähigen Substanzen alles Wasser, so wird ebenfalls der Gährung sofort Einhalt gethan. Man könnte also sehr gut durch plötzliches starkes Ausdörren des Kloakeninhalts und ähnlicher stark faulenden Körper die Fäulniss aufheben. Wenn man derartige Ma- terien in einem zweckmässig construirten Ofen rasch bäckt, so erhält man die werthvollste Poudrette für die Düngung und die Substanz wird rasch unschädlich. Gegen derartige Constructionen zur Desinfection im Grossen werden aber wiederum viele gegründete Einwände erhoben werden wegen räumlicher und praktischer Schwierigkeiten verschiedener Art. Sehr AverthvoU ist dagegen auch diese Methode für die Conservirung und den Schutz der Vegetabilien und ist schon vielfach in dieser Beziehung in Anwendung gebracht worden, so z. B. bei der l^ereitung comprimirten Gemüses, Fleisches, der Bouillontafeln u. s. w. Der Schiffszwieback und alle ähnlichen trocknen Backwerke haben im Grunde denselben Vortheil für sich. Der Abschluss der TiUft verlangsamt die Gährung, wenn er ganz](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0104.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)