Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Ernst Hallier
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![desselben, kommt eigentliche Verwesung nicht vor. Daher ist es ein durchaus rationelles Verfahren, durch Ansäuerung, ganz besonders durch Zusatz von Eisenvitriol, die Excremente unschädlich zu machen. CyanVerbindungen sind sehr gute Nahrungsmittel für Pilze. Im Sclnvefelcyankalium fand ich vegetative Pilzfäden, selbst Oidiwn-JMl- dungen, besonders aber Kernhefe in grosser Menge. Die Zersetzung des Harnstoffs im Blute, welche Herr Dr. Hirsch in Mainz beobachtet haben will, ist sicherlich Folge der eingetretenen Fäulniss, also nicht die erste Ursache, sondern Symptom der Cholera. Gegen die von ihm angegebe- nen Zersetzungsproducte haben die Chemiker gegründete Einsprache erhoben. lieber die Einwirkung der gasförmigen ]3esinfectionsmittel habe ich früher in der parasitologischen Schrift schon meine Ansicht ausgespro- chen, dass weder Chlorgas noch sonst ein durch Inhalation einzuführen- der Körper die Pilzvegetation vollkommen zerstöre. Das beweisen am besten meine Culturversuche mit Diphteritis-VHzQw, avozu ich das Mate- rial erhielt, nachdem schon Chlorinhalationen und Piiiselungen mit sal- petersaurem Silber stattgefunden hatten. Immerhin sind die Inhalationen bei Eachenbräune vmd ähnlichen Leiden höchst werthvoll; doch sind sie allein nicht ausreichend. Auch hier möchte ich neben den Inhalationen häufiges Gurgeln mit möglichst concentrirter Mischung von Wasser und Alkohol empfehlen. Ich glaube sicherlich, dass der Erfolg ein überra- schender sein würde, soweit es den Parasiten betrifft. Als Beispiel für die bisher in Anwendung gebrachten Desinfections- mittel im Grossen muss ich nochmals auf die Cholera zurückkommen so- wie überhaupt auf die ganze Lehre von den Miasmen und Contagien. Miasmen (iiiLaof.ia, Verunreinigung) nannte die ältere medicinische Schule diejenigen Krankheitsstoffe, welche in der Luft verbreitet sind und durch die Luft epidemische Krankheiten hervorrufen, während An- steckungsstoffe, welche zur Uebertragung auf Personen der Vermittelung flüssiger oder fester Körper bedürfen, Contagien [contagio, Berührung) genannt wurden. Wahrscheinlich existirt dieser Unterschied zwischen Miasmen und Contagien nicht in dem eben angegebenen Sinne; vielmehr sind Miasmen und Contagien höchst wahrscheinlich Organismen von winziger Grösse, in ungeheuren Massen auftretend und unglaublich rasch und zahlreich sich vermehrend; — mit einem Worte: Ilefebildungen. Der Unterschied zwischen Miasmen und Contagien liegt offenbar nur darin, dass die Miasmen leicht in grosser Menge aus der Luft eingeathmet werden, aber weniger leicht von Körper zu Körper übertragen werden. Natürlich muss dieser Unterschied in ihrer Organisation liegen. Im Allge- meinen ist es wahrscheinlich, dass die Miasmen vorzugsweise durch Oscil- larineen (Vibrionen etc.), die Contagien durch Pilzhefe gebildet werden.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0108.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)