Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Hallier, Ernst, 1831-1904.
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![abgelöscht, noch das Dreifache seines ursprünglichen Gewichts aufneh- men. Natürlich eignet der so gewonnene Dünger sich nur für kalkarme Ländereien, ein Umstand, der das System in dieser Form auf Sandge- genden beschränken muss. Auf alle Fälle verwerflich, ja barbarisch, ist das Sielsystem, wie es z. B. in Hamburg angewendet wird. Es besteht darin, dass der Inhalt der Abtrittsgruben in ein unterirdisches Canalsystem geleitet und aus diesem in den nächsten Fluss abgeführt wird. Früher w^ar in Hamburg ein w^eit anderes System üblich. Man hatte nur gewöhnliche Abtrittsgruben oder Gefässe, welche früh Morgens in sogenannte Kummerwagen entleert wurden. Diese, oben mit dachförmi- gen Deckeln versehen, fuhren durch die Strassen, um den Abtrittsinhalt, Asche und andere Abgänge aufzunehmen. Gesetzlich musste diese Rund- fahrt bis 8 Uhr Morgens beendigt sein, aber bei der wachsenden Grösse und dem gesteigerten Strassenverkehr der Stadt liess sich diese Bestim- mung in späterer Zeit schwer einhalten. Das gab wohl die erste Anregung für die Wahl eines anderen Systems. Das Kummerwagensystem ist dem jetzigen Pariser System darin ähnlich, dass die xlbgänge als Dünger verwerthet wurden. Man schaffte sie zur weiteren Verwerthung auf ein grosses .Feld vor der Stadt. Das Sielsystem kam von London herüber und wurde von Engländern ausgeführt. Li London hatte man es längst in Anwendung gebracht und dadurch die Themse so verpestet, dass dort zuerst Stimmen gegen dieses barbarische System laut wurden. In Hamburg waren die Verhältnisse durch den grossen Niveauunterschied zwischen der Elbe und ihrem klei- nen, mitten durch Hamburg hindurchfliessenden Nebenfluss, die Alster, dem Sielsysteme ganz besonders günstig und dieser Umstand muss der Anwendung desselben auch zur Entschuldigung dienen, man muss aber zugleich darauf aufmerksam machen, dass nur dadurch die sonst mit die- sem System verknüpften grossen Uebelstände zum Theil beseitigt wer- den, dass aber jede andere, weniger von der Natur begünstigte Stadt, ein solches System nur zum allergrössten Verderben Avürde in Anwendung bringen können. Wie die Alster durch ein in den niedrigen Stadttheilen weit verzweigtes Canalsystem von sogenannten Fleeten (eine aus dem Holländischen stammende ]3ezeichnung) mit dem Elbfluss so in Verbin- dung gesetzt ist, dass nicht nur die Lastschiffe (Leichterschiffe und Schu- ten) zur Zeit des hohen Wasserstandes direct vor die in den Strassen be- findlichen Speicher fahren können, sondern dass selbst kleine Seeschiffe durch sehr zweckmässig angelegte Schleusenwerke von 'der Elbe in die Alster und zurück befördert werden können, — ebenso durchzieht ein unterirdisches System gemauerter und gewölbter Canäle das ganze Ring- gebiet der Stadt. In diese Canäle münden die kleineren Abzugsröhren](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0112.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)