Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Hallier, Ernst, 1831-1904.
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![VI. Die Lehre von der Hefe und die Zellenlehre. Vorschlag zu einer allgemeinen Nomenclatur der Hefegebilde. Es liegt wohl auf flacher Hand, dass die Hefebildung für die Zellen- lehre von allergrössester Wichtigkeit ist. Schon Schleiden *) erwartete hier wichtige Aufschlüsse von der Zukunft. Worin besteht aber das Neue, was die Hefebildungen unserer Zel- len theorie hinzufügen? Um diese Frage zu beantworten, müsste ich eigentlich eine ausführliche Kritik der Zellenlehre der Zoologen und Bo- taniker voranschicken. Diese würde freilich einen besonderen Band füllen und das darf hier nicht riskirt werden. Ich werde daher die so einfachen Verhältnisse der Zellenbildung selbst für sich reden lassen und nur, wo es unumgänglich ist, Vergleiche mit sonst Beobachtetem anstellen. Bei den Pilzen kommen erstlich beide Formen des Plasma's vor, welche eine Zeitlang so heftige Controversen hervorriefen: Entweder füllt nämlich das Plasma die Zelle ganz und gleichmässig aus, oder es bildet einen deutlichen Primordialschlauch oder ein Plasmodium [Myxomyceten]. Der erste Fall ist aber ohne Frage der häufigere bei den Schimmelbildun- gen. Hier ist anfangs die Zelle meist von einem einzigen grossen glän- zenden Kern^ganz ausgefüllt, namentlich trifil das die Spore und Conidie. Dieser grosse, kernförmige Inhaltskörper hat nicht die geringste Aehn- lichkeit oder Verwandtschaft mit dem Cytoblasten nach den bisher für diesen aufgestellten Definitionen; es kann daher auch von einem Zerfallen des Cytoblasten hier nicht die Rede sein. Der Kern ist in der Spore des Schimmelpilzes der einzige Zelleninhalt; er vertritt also nicht bloss den Cytoblasten, sondern auch den Primordialschlauch. In der Spore zerfällt der Kern nach und nach in kleinere Kerne durch Theilung nach verschiedenen Richtungen. So bilden sich in grösserer Zahl die schwär- menden oder ruhenden Kernzellen in flüssigen Medien aus. Auf trocknen Substanzen wird dagegen der ganze Kern für die Keimung verwendet; derselbe tritt in den Keimschlauch ein und trennt sich oft erst nach sei- nem Eintritt in zwei Portionen, deren eine der ersten Zelle des Keim- lings angehört und eine Scheidewand gegen die Spore bildet^). Auf nas- sen Medien kommt auch Keimung nach vorheriger Zerfällung des Kerns vor und in diesem Falle sah ich noch den Keimling während der Bildung der Scheidewand die Kerne als Schwärmer aus der Spore entlassen (Fig. 10). 1) Grundzüse. iS45. o^ 2) Vgl. die Keimung von Penicillium in meinen »pflanzl. Parasiten«.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0117.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)