Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Ernst Hallier
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![und sie enthielten in normaler Weise die ihnen eigenthümlichen Protein- substanzen, Fette, Oele und Pigmente. * Bei Kreidezusatz, wie z. B, in folgender Mischung: Destillirtes Wasser . . . 100 Theile Krystallisirter Zucker . . 10 » Weinsteinsaures Ammoniak 0,2—0,5 Theile Hefenasche 0,1 Theil Kreide, chemisch rein . . 3—5 Theile zeigte sich vorzugsweise Milchsäuregährung, Buttersäuregährung, Schleim- gährung und die diesen Umsetzungen eigenthümlichen Organismen. Pasteuk zeigte zugleich, dass keiner der oben genannten Stoife feh- len darf, d..h. dass Stickstoff, ein Kohlenhydrat, Wasser und Aschenbe- standtheile zur Gährung nöthig sind. Wenn also als Endproducte der Gährung Kohlensäure und Alkohol auftreten, so ist damit noch nicht erwiesen, dass der Process der Um- setzung einfach dadurch bezeichnet ist, dass 1 Atom Zucker in 2 Atome Alkohol und Kohlensäure zerfällt; vielmehr finden auf alle Fälle weit complicirtere Zersetzungen und Umsetzungen statt, wie schon durch die PASTEUR'schen Arbeiten bewiesen ist. Die Art, wie die Zerlegung des Zuckers zu Stande kommt, bleibt freilich immerhin noch räthselhaft. Nur ein sehr kleiner Theil desselben (1,2—l,5Vo) geht in die Neubildungen der Hefe ein. Es ist ungemein schwer, sich schon jetzt eine klare Vorstellung von der Art der Umsetzung und dem Orte, an welchem sie geschieht, zu bil- den; nur muss man im Allgemeinen wohl voraussetzen, dass die vegeta- bilische Zellenmembran selbst Aufnahme und Ausscheidung einleitet, dass ihr also ein Wahlvermögen zukomme, welches natürlich grössten- theils abhängt von ihrem Inhalt, also vom Plasma. Pasteur hat sehr wahrscheinlich gemacht, dass die Hefezellen ihren Sauerstoff der gährenden Substanz entnehmen, ja ich glaube diese Pa- gTEUR'sche Ansicht dadurch als richtig erwiesen zu haben, dass ich zeigte, die Hefe vermehre sich im Innern der Flüssigkeit; es ist sogar der Ab- schluss von der Luft oder vielmehr vom Sauerstoff derselben eine wesent- liche Bedingung für die energische Gährung. Wir werden später sehen, dass die Pilze an der Luft, wo sie ihr den Sauerstoff entziehen, als Schim- mel, im Innern der Flüssigkeiten als Hefe und bei schwachem Luftzutritt in vegetativer Form [Oidium] auftreten. Will man daher die Gährung verlangsamen, so braucht man nur der Luft eine grosse Oberfläche darzubieten, in diesem Falle ist nämlich die Hefebildung schwach, die Schimmelbildung dagegen sehr stark ^). Das 1) De Bary hat hierin Pasteur ganz falsch verstanden.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0033.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)