Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Hallier, Ernst, 1831-1904.
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![Die echten Vibrionen sind im menschlichen Körper unter gewöhn- lichen Verhältnissen selten. Sie werden sicherlich, wenn sie sich in den Körperhöhlungen vorfinden, meist mit dem Trinkwasser, selten mit der Luft eingeführt. Dass sie, einmal eingeführt, sich im Körper vermehren und grosse Verheerungen anrichten können, läugne ich nicht. Ich komme später auf diesen Punct zurück. Dass als Parasiten in höheren Entwickelungsformen die Algen nicht im menschlichen Körper vorkommen, das habe ich in meiner parasitolo- gischen Schrift kritisch zu begründen gesucht, indem ich zeigte, dass alle diejenigen Gebilde, welche man bisher als Algen aufzuführen pflegte, nicht zu den Algen gehören. Es sind vegetative Fadenbildungen und Aehnliches, wie es so häufig aus Pilzen in Flüssigkeiten hervorgeht. Es ist ebenso verkehrt, diese Bildungen zu den Algen zu zählen, als es albern ist, eine Gruppe der » Mycophyceae« aus ihnen zu bilden. Die Namen : Leptomitus, Cryptococcus, Hygrocrocis, Hormiscium, Torula, Leptoihrix u. s. w., sind daher in diesem Sinne zur Bezeichnung von Algengattungen angewendet, durchaus verwerflich. Das einzige Gebilde unter den häufiger vorkommenden menschlichen Parasiten in höherer Form, welches noch viele zu den Algen zählen und von welchen wenigstens die Pilznatur noch nicht durch Culturen erwiesen wurde, ist die Sarcina ventriculi Goods. Fragen wir zweitens nach der Form des V^orkommens der Pilze im menschlichen Organismus, so sind, wie gesagt, Schimmelbildungen selten und nicht als echte Parasiten aufzufassen. Man hat bisweilen (vgl. mein Handbuch) im Gehörgang, in den Cavernen der Lunge, in der Luftröhre u. s. w. Aspergillus ylaucus Lk. gefunden; es bildet sich bisweilen bei sehr unreinlichen Personen an der äusseren Körperfläche ein Beleg von fructificirendem Penicillium *) und Aspergillus, aber diese Dinge sind Zu- fälligkeiten , die nicht mit bestimmten Leiden in nothwendigem Zusam- menhang stehen. In denjenigen Höhlen, welche stets reich an Kohlen- säure sind, kommt niemals eine fructificirende Schimmelbildung vor. Findet man Pilzfrüchte im menschlichen Organismus, wie das z. B. auf Sooi-membranen und auf diphteritischen Membranen vorkommt, so gehören sie nicht der eigentlichen Schimmelform des betreffenden Pilzes an; es sind vielmehr stets Früchte, welche auch ausserhalb des Körpers nicht frei, sondern im Innern der Substanzen, in denen sie vegetiren, an- gelegt werden. Alle derartigen Früchte, welche bisher aufgefunden wur- den, gehören pflanzlichen Parasiten auf Pflanzen [Coniomyceten] an und können auch im Innern amorpher vegetabilischer und thierischer Substan- zen, wie z. B. Stärkekleister, ausgekochten Faeces u. s. w. cultivirt und 1) Besonders kommt das auf sehr alten Favus-Borken bisweilen vor.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0089.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)