Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Ernst Hallier
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![je mehr sie sich über die Substanz erlieben. In vollendeter Form ent- wickeln sich diese Früchte besonders an den Wänden der Cultnrgcfässe. Genau gleiche Sfemphyliurn-Yinchte entstehen auf gleichen und gleich consistenten Substraten aus den Schuppen der Pityriasis^ aus Aspergillus eurotium und aus Ustilago carho. Der beste l^eweis aber für Identität des Aspergillus mit dem Pilz der Pityriasis [Microsporon fiirfur) ist die That- sache, dass bei einer jüngst von mir unternommenen und mehre Wochen fortgesetzten Cultur des Microsporon in gekochtem Brunnenwasser auf einem Uhrgläschen ich an der Oberfläche am Rande der Flüssigkeit, be- sonders auf grösseren, fast trocknen Schuppen Aspergillus und Eurotium- Kugeln züchtete. Die Eurotium-l^M^e\\\ waren gross und tief braun, nicht grünlich, gefärbt; übrigens aber genau so beschaffen, wie die be- kannte Form auf schimmelnden Pflanzen und wie die aus Oidium (von Herpes tonsurans] gezogenen Exemplare. Dass der Pityriasis-Vih^ eine Form von Aspergillus sei, wahrschein- lich aus Ustilago carho direct entstanden, unterliegt also keinem Zweifel; es fragt sich nur, wie das Microsporon entstehe. Die Zellen des Microsporon keimen mit einem Schlauch, welcher in der menschlichen Oberhaut verästelte, vegetative Gliederfäden mit ziem- lich grossen glänzenden Kernen bildet. In der Oberhaut entsteht aber das Microsporon höchst wahrscheinlich nicht durch Keimung der Sporen des Staubbrandes, sondern durch die von diesen ausgesendeten Schwär- mer. Diese sieht man nämlich bei Culturen des Oidium stets zum Theil ihren Kern in zahlreiche kleine Kerne auflösen, welche als Schwärmer hervortreten und Kernhefe bilden. Diese Kernhefe schwillt jedoch in zuckerhaltigen wie in sauren Substanzen sehr bald zu einer kugeligen Cryptococcus-\\.Qi^ an. Am 11. Februar d. J. säete ich Oidium albicans, von der Zunge und den Genitalien einer Diabeteskranken, auf Zuckerwasser im Isolirapparat. Es entstand bis zum 26. die in Figur 47 abgebildete Hefe aus den Ker- nen der kugeligen Sporen. Bis zum 1. März hatten die Ilefezellen die in Figur 48 dargestellte Form und Grösse erreicht; sie waren kugelig, deutlich doppelt begrenzt, mit glänzendem grossen Kern versehen: mit einem Worte sie glichen überaus den Gliedern der Trichoi)hyfon-Keiteii und vermehrten sich in derselben AVeise *). Besonders in der Nähe der Oberfläche bildeten sie längere Ketten (Fig. 48 k). An der Oberfläche keimten diese völlig ausgewachsenen Hefezellen und die Keimschläuche (Fig. 48 X; Jc> bildeten langgliederige Fäden mit einer Reihe glänzender 1) Dass die länglichen oder eiförmigen Zellen des Oidium eine citronenförmige Cryptococcus-Heie bilden, habe ich früher mehrfach gezeigt. Die runden Hefezellen sind als Säurehefe, die citronenförmigen als Cryptococmis-Keie aufzufassen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0093.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)