Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Hallier, Ernst, 1831-1904.
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![PenicilUum fand ich als Schimmel nie, als Oidium nur selten auf den Schleimhäuten. Nur einmal fand ich auf den Tonsillen Leptothrix - Filze dieses Pilzes. Alle Parasiten der Schleimhäute, welche in der Form des Oidium auftreten, gehören zu den sogenannten Uredineen und Lstilagi- neen, also zu den Entophyten (Schmarotzern in Pflanzen). Bei Dipliteritis treten auf den Membranen verschiedene Pilze auf. Ich fand in Masse bei Rachen -/>^}?Ä/m^^5 das Diplosporium fuscum m., Sporen von Tilletia, TJstilago und ähnlichen ]h-andpilzen neben der massenhaft von ihnen ge- bildeten kugeligen Hefe, sehi* häufig das Oidium albicans u. s. w. Bei diphteritischer Entzündung des Magens und Oesophagus fand ich neuer- dings einen Pilz mit einer höchst vollkommenen Fruchtbildung. Das Material zu dieser Untersuchung verdankte ich der Güte des Herrn Professor J. Müller. Es fanden sich auf dem massenhaft abgestossenen Epithelium grosse Mengen eines Pilzes, der dem gemeinen Soorpilz so vollständig glich, dass ich ihn ohne Weiteres dafür genommen haben würde, hätten die Fäden nicht hie und da statt der eiförmigen Zellen gabelständige oder endständige Kapseln gebildet; wie Fig. 54 eine solche andeutet: Diese Kapseln sind von gelatinöser Beschaffenheit. Ihre durchsichtige Wand schliesst eine grosse Anzahl rundlicher Sporen ein, deren jede einen glän- zenden Kern besitzt. Nur bei ganz jungen Kapseln ist die Membran etwas derber und man sieht die Kerne durch Scheidewände getrennt. In Zuckerwasser cultivirt, nahm der Pilz eine etwas andere Gestalt an. Die Oe'Äm-Sporen (Fig. 53 o] halbirten sich durch eine Scheide- wand. Die so entstandene Doppelspore theilte sich in derselben Weise fort, so dass bald eine Sporidesmium-YxViQkii ausgebildet wurde (Fig. 53 ä p d). Nun begann (Fig. 53) eine Theilung in einzelnen der Theilsporen, senkrecht gegen die bisherige Richtung (Fig. ^l p), wodurch die Frucht zu einem Polydesmus-S'poY^.ngmm. wurde. Von da ab treibt der Tragfaden kurze Seitenzweige, welche meist die junge Frucht so umhüllen, dass der weitere Verlauf undeutlich ist; doch gelang es, noch weitere Entwicke- lungsstufen, so die in Fig. 50 dargestellte, freizulegen. Es zeigt sich, dass der Theilungsprocess nach allen Richtungen sich fortsetzt, so dass zuletzt grössere und kleinere kugelige getheilte Sporangien (Fig. 55) ent- stehen. Eine geschlechtliche Befruchtung anzunehmen, liegt kein Grund vor. Zuletzt platten sich die Zellen der äusseren Schicht so an einander ab, dass sie eine Art Rinde (Fig. 55) darstellen. Dabei werden sie ganz undurchsichtig. Die grossen Sporangien treiben, ohne die Sporen zu ent- lassen, nach allen Seiten Keimschläuche, welche eine Sporenform eines Ustilago (Fig. 52) ausbilden. Auf den Epithelien dagegen lösen sich die Hauptwand und die Querwände zuletzt ganz auf, so dass die Sporen frei keimen. Trotz auffallender äusserer Habitusunterschiede kann ich diese 6*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0095.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)