Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel.
- Hallier, Ernst, 1831-1904.
- Date:
- 1867
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Credit: Gährungserscheinungen : Untersuchungen über Gährung, Fäulniss und Verwesung, mit Berücksichtigung der Miasmen und Contagien sowie der Desinfection : für Ärzte, Naturforscher, Landwirthe und Techniker / Mitgetheilt von Ernst Hallier ; mit einer Kupfertafel. Source: Wellcome Collection.
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![der Luft gebe, die in so minutiösen Quantitäten auf den Körper einwirk- ten, dass sie unseren Analysen noch gänzlich entgingen. Diese Annahme wird aber bis jetzt durch keine Thatsachen gestützt; dagegen sprechen für die andere zahlreiche Thatsachen. Das tritt besonders bei Contagien hervor. Diese sind als bloss che- mische Wirkungen von vorn herein ganz unerklärlich, denn man müsste ja annehmen, dass die in Minimalquantitäten in den Körper eingeführte Substanz sich in demselben so ungeheuer vermehre, dass die geringste Masse desselben das Gift in andere Organismen übertragen könne. Das wäre einzig und allein durch eine im Körper selbst vorgehende Zersetzung erklärlich, also, wenn diese lediglich auf einen chemischen Anstoss er- folgte, so müssten wir wieder zur Hypothese von der Contactwirkung unsere Zuflucht nehmen. Diese Hypothese ist aber auch hier völlig über- flüssig. Die Wirkung des Contagiums zeigt eine überaus grosse Analogie mit der Gährung. Nun fragt es sich, ob wir den Beweis schon in Händen haben, dass im menschlichen Körper durch Hefe und Oidium oder Schim- mel ein Contagium gebildet werde. Diese Frage können wir getrost be- iahen. Der Favus ist im höchsten Grade ansteckend. Das Ansteckende bei dieser und allen ähnlichen parasitischen Hautkrankheiten sind die Oec?mw-Formen der Pilze, denn man kann durch Aussaat von Penicillnim ein Exanthem erzeugen. Die Pityriasis, welche höchst wahrscheinlich Folge des Stärkens der Wäsche mit ]handsporen enthaltender Stärke ist, stellt eine Hefebildung dar, welche als Contagium auf anderen Personen das Exanthem übertragen kann. Die Hefe diphteritischer Membranen wirkt im höchsten Grade an- steckend, wenn sie, auf die Schleimhäute anderer Personen, durch Aus- husten u. s. w. übertragen wird. Sie wirkt aber auch epidemisch; denn ganze Krankenhäuser werden oft rasch mit Diphteritis inficirt, ohne dass sich immer einc'directe Uebertragung nachweisen Hesse. Diese Wirkung erklärt sich sehr leicht durch die Kernhefe, welche beim Athmen der Kranken der Luft mitgetheilt wird. Herpes tonsurans ruft an demselben Menschen an unbehaarten Kör- pertheilen und auch bei anderen Menschen durch Berührung Herpes dr- dnatus hervor. Unzählige Beispiele hat man angeführt für Ansteckung mit einem Herpes durch Favus bei nächtlicher Berülnung von Eheleuten, Eltern und Kindern u. s. w. Bei beiden Parallelformen sind stets die Pilze die närtilichen, im ersten Fall Oidium von AspergiUus-TJstilago, im zweiten Fall Oidium von Penicilliiim. . Diese Beispiele sind sehr grob und augenfällig. Bei den meisten an- steckenden Krankheiten liegt die Sache weit verborgener. Woher kommt das? Ich will es wagen, darauf eine hypothetische Antwort zu geben, welche durch die neueren Untersuchungen über die Cholera eine wesent-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21056596_0097.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)