Exstirpation eines malignen Netztumors / von Prof. H. Braun in Jena.

Braun, H., Prof.

Date:: [1885?]

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Credit: Exstirpation eines malignen Netztumors / von Prof. H. Braun in Jena. Source: Wellcome Collection.

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o O tischer Flüssigkeit ab. Nachdem ich mich von der Abwesenheit fester < Adhäsionen überzeugt hatte, besonders auch von dem Fehlen derselben an der hinteren Fläche der Geschwulst, die unmittelbar der Aorta und der Vena cava auflag, 'wurde der Schnitt etwas nach unten;, besonders aber nach oben, fast bis an den Processus ensiformis auf 19 cm verlängert. Nach Unterbindung dreier dünner Adhäsionen, die links gegen die Bauchwand gingen, konnte der in dein grossen Netze sitzende Tumor hervorgehoben und nach Anlegung von vier Massenligaturen, die ziemlich nahe an das Colon transversuin zu liegen kamen, entfernt werden. Eine sorgfältige Toilette der Bauchhöhle, bei . der sich Hände voll Blutcoagula in dem klei¬ nen Becken, unter der Leber, vor der Milz und in den Darmbeingruben fanden, folgte der Exstirpation. Eine Anschwellung der Lymphdrüsen längs der grossen Gefässe oder an ihrer Theilungsstelle, auf welche beson¬ ders noch untersucht wurde, war nicht nachweisbar; der Peritonealüberzug der Bauchwand und der Därme, welche während der Operation nicht vor¬ gefallen waren, zeigten geringe Injection. Mit 11 tiefgreifenden und 12 dazwischen gelegten oberflächlichen Seidenligaturen wurde die Bauch wunde geschlossen und mit einem Listerverband bedeckt. Während der Operation, die mit fast gar keinem Blutverlust verknüpft war, mussten wegen der elen¬ den Beschaffenheit des Pulses einige Male Moschusinjectionen gemacht werden. Am Schlüsse derselben war der Kranke sehr collabirt und der Puls kaum fühlbar. Der exstirpirte Tumor war 27 cm lang, 20 cm breit und 12 cm dick, besass eine äusserst dünne Bindegewebskapsel und zeigte auf dem Quer¬ schnitt verschiedene, ungefähr apfelgrosse, weiche, markige Knoten, mit verfetteten und hämorrhagischen Partien, ausserdem dazwischen blutge¬ füllte Hohlräume von der Grösse eines Hirsekorns bis zu der einer Nuss oder eines Apfels. Die später vorgenommene mikroskopische Untersuchung ergab die Structur eines cystischen Myxosarcoms. In den auf die Operation folgenden Tagen klagte der Kranke wenig über Schmerz, sehr viel über Schwächegefühl und Durst; der Leib blieb weich und bei Druck unempfindlich. Die Temperatur war am ersten Abend 38,4° C., am folgenden 38,3°, am 27. August noch einmal 38°, bei allen übrigen Messungen schwankte sie dagegen zwischen 36,4 und 37,7° C.; die Pulsfrequenz anfangs 102, später 90 Schläge in der Minute. Die Urin¬ menge, die immer spontan entleert werden konnte, betrug bis zum 30. Au¬ gust nur 500 bis 600 ccm den Tag, von da ab stieg dieselbe ohne Ver¬ änderung der Diät, nachdem auf 01. Ricini Stuhlgang erfolgt war, plötz¬ lich auf 2500 ccm und blieb auch während des ferneren Spitalaufenthaltes des Kranken auf dieser Höhe ohne indess irgend einen abnormen Bestancl- theil zu zeigen. Beim ersten Verbandwechsel am 30. August war der Bauchschnitt per prim. int. geheilt, die meisten Nähte wurden entfernt. Am l. September hustete der Kranke plötzlich ziemlich viel und am nächsten Tag war rechts vorn oben bis zur dritten Rippe herab eine Dämpfung nachweisbar, wäh¬ rend die Percussion grossblasiges Rasseln und verschärftes Athmen ergab. Am 5. September wurden die letzten Suturen weggenommen. Am 19. Sep¬ tember verliess der Kranke zuerst mit einer festen Bauchbinde, in die eine Pelotte befestigt war, das Bett; die Oedeme der Füsse und des Ho¬ densackes waren völlig verschwunden, auch die Dämpfung allmählich zu¬ rückgegangen, nur Rasselgeräusche waren noch zu hören. Bei der Ent¬ lassung des Kranken am 22. September war das Abdomen weich und schmerzlos, keine Anschwellung und kein Erguss in demselben nachweis¬ bar. Der Kranke wog damals 108 Pfund.