Grundriss der pathologischen Anatomie / von Gotthold Herxheimer.

Gotthold Herxheimer

Date:: 1932

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Licence: Public Domain Mark

Credit: Grundriss der pathologischen Anatomie / von Gotthold Herxheimer. Source: Wellcome Collection.

538/732 (page 522)

Stellen wuchern die Leberzellen regeneratorisch bzw. zum Ersatz für verlorene so stark, daß es zu knotigen hyperplastischen Gebilden kommt (s. u.). Andererseits wuchern auch die Gallen¬ gänge stark, und das neugebildete Bindegewebe zeigt eine größere Zahl solcher gewucherter Gallengänge, wenn auch in den einzelnen Fällen in sehr unterschiedlicher Menge. Aber man findet hier auch zahlreiche gangförmige Gebilde mit kubischem bis höherem Epithel, weniger regelmäßig und mit kleinerer und unregelmäßigerer oder auch ohne Lichtung; man hat sie als Schläuche, Pseudotubuli u. dgl. bezeichnet; sie gehen nicht aus einer Wucherung von Gallengängen hervor, sondern stellen atrophische Leberzellbalkenreste mit zentralen Gallenkapillaren dar — doch muß ja überhaupt an die nahe Abstammungsverwandtschaft der Leberzellen und Gallengangsepithelien erinnert werden —, und es erscheint auch fraglich, ob sie, wie angenommen wird, in stärkerem Maße neue Leberzellen wieder ent¬ stehen lassen. Es sind dieselben Ge¬ bilde, von denen oben bei Besprechung der ,,akuten gelben Leberatrophie“ schon die Rede war. In diesem Stadium überwiegt die Zunahme — besonders auch des Zwischengewebes — räumlich über die Abnahme des Lebergewebes. Es —5 Abb. 422. Leberzirrhose. Das Bindegewebe zum großen Teil durch Hyperplasie der Gitterfasern entstanden. (Imprägnation mit Silber nach Bielschowsky.) Abb. 423. Leberzirrhose mit hyper¬ trophischen Leberzellen (a). Bei b Reste von Lebergewebe. besteht das hypertrophische Stadium der Zirrhose. Die Leber ist groß, die einzelnen Lebergewebsinseln treten durch gelbe (Fett) bzw. gelbgrünliche (Ikterus) Farbe hervor (von xiqqoq, gelb, leitet sich das Wort Zirrhose ab). Allmählich aber geht immer mehr Lebergewebe zugrunde, und trotz aller Ersatzerscheinungen, die mit dem Ausfall nicht Schritt halten können, wird das Lebergewebe verringert. Das neugebildete Bindegewebe, welches meist sehr zahlreiche neugebildete elastische Fasern (Abb. 421) enthält, geht hochgradige Narbenschrumpfung ein. So bildet sich das atro¬ phische Stadium dieser gewöhnlichen Leberzirrhose, der sog. Laeimecsclien oder atrophischen Zirrhose aus. Die Leber ist bedeutend verkleinert, dies zeigt sich auch in der Abnahme des Gewichtes, ferner in der Zuschärfung der Ränder; der linke Lappen besonders ist oft so verkleinert, daß er nur noch wie ein kleines Anhängsel des rechten erscheint. Das noch erhaltene Lebergewebe hebt sich in Form unregelmäßiger gelber (gelbgrüner) Körner (Granula) von dem geschrumpften, etwas tiefer liegenden, grauen Bindegewebe ab. Es ist zur Granularatrophie (Abb. 419, 420) ge¬ kommen, die sich auch an der Oberfläche deutlich äußert. Die Konsistenz dagegen ist stark erhöht. Die Leber wird immer mehr in eine harte, beim Einschneiden knirschende Masse (Narben¬ gewebe) verwandelt. Seltener entsteht die atrophische Form von vornherein, indem der Schwund des Gewebes stärker ist als die Masse neugebildeten Gewebes.