Grundriss der pathologischen Anatomie / von Gotthold Herxheimer.

Gotthold Herxheimer

Date:: 1932

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Licence: Public Domain Mark

Credit: Grundriss der pathologischen Anatomie / von Gotthold Herxheimer. Source: Wellcome Collection.

565/732 (page 549)

Weit seltener ist, wenn die Veränderung gleichmäßig vor sich geht und somit Vorwölbungen nicht stehen bleiben, die Verschmälerung der Rinde eine gleichmäßige (glatte Schrumpfniere). Mit der Verkleinerung des Organs durch die narbige Schrumpfung geht eine Zunahme der Konsistenz des Gewebes einher. In einem auffallenden Gegensatz zu der Organschrumpfung steht oft eine raumfüllende Wucherung der Fettkapsel, in der man die Niere förmlich versteckt finden kann, und eine Wucherung des Fettes am Nierenhilus. Die fibröse Kapsel ist verdickt und läßt sich jetzt nur schwer und oft nur in Fetzen und nicht ohne Verletzung der Nierenoberfläche von ihr abziehen. Dies ist die Folge fester Verwachsungen der Kapsel mit den oberflächlich gelegenen Schrumpfungsherden. Nach Entfernung der Kapsel tritt die oben geschilderte Granulierung zutage. Hie und da können zwischen den Granula größere Narben auffallen, welche auf Absterben eines ganzen Gebietes durch Verschluß der ernährenden Arterie (s. o.) zu beziehen sind. Manchmal erkennt man auch an der Oberfläche kleinste, weiße Punkte, welche Glomeruli entsprechen, die durch die Schrumpfung der Rinde so weit nach außen gerückt sind. Unter der Oberfläche fallen oft auch kleine Zysten Abb. 439. Granularatrophie der Niere. (Sekundäre Schrumpfniere, Endresultat einer Glomerulonephritis.) Gleichmäßige Granulierung der Nieren¬ oberfläche. b e Abb. 440. Sekundäre Schrumpfniere, chronisches Endstadium einer Glomerulonephritis. Die Glomeruli (a) bindegewebig verödet, zum großen Teil hyalin, Kanälchen atrophisch, mit hyalinen Zylindern in der Lichtung (b), zum großen Teil ganz zugrunde gegangen, Bindegewebe gewuchert (z. B. bei c) und mit Iiundzellen durchsetzt (z. B. bei d), e Gefäße. oder meist gelb erscheinende Adenome (s. o.) in Gestalt flacher Knoten auf. Auf der Schnittfläche des Organs ist vor allem die starke unregelmäßige Verschmälerung und Atrophie der Rinde auffallend; sie weist oft nur noch eine Breite von 1—2 mm auf. Neben dieser allgemeinen Verschmälerung der Rinde erkennt man hier wieder sehr deutlich die feinen zwischen den Granula gelegenen Einziehungen, von denen aus kleine graue oder graurote, den Schrumpfungsherden entsprechende Flecke bzw. Streifen ins Gewebe hineingehen. Ähnliche Gebiete treten auch in den tieferen Schichten der Rinde hervor, so daß diese, wie die Oberfläche, ein fleckiges Aussehen erhält und ihre normale Zeichnung völlig verwischt ist. Auch die Marksubstanz nimmt an der Atrophie teil; ihre Markkegel sind oft auch verschmälert und verkürzt. Die Gesamtfarbe ist im ganzen eine graue in der Rinde wie auch im Mark. Eine scharfe Grenze beider ist daher meist gar nicht mehr zu erkennen. Verfettete Gebiete können sich als gelbe Flecke und Streifen zu erkennen geben, kleine Blutungen als rote. Schon frühzeitig stellt sich bei Glomerulonephritis eine Blutdruckerhöhung ein. Herzschwäche kann schon unter dem anatomischen Bilde der Herzerweiterung zum Tode führen. Zu allermeist aber bildet sich, wenn die Blutdruckerhöhung längere Zeit dauert, d. h. die Nierenentzündung nicht abheilt, Arbeitshyper¬ trophie der linken Kammer des Herzens aus (s. auch im allgemeinen Teil). Der Harnbefund unterscheidet sich ebenso wie das makroskopische und mikroskopische Bild im chro¬ nischen Stadium der Glomerulonephritis sehr von den früheren Stadien. Harn wird vielfach zunächst sogar in abnorm reichlicher Menge gebildet (Polyurie) und er enthält jetzt wenig Eiweiß, Zylinder und sonstige Elemente. Es hängt dies damit zusammen, daß die stürmischen Erscheinungen abgeklungen sind und die weiteren Veränderungen sich ja überaus langsam, meist in jahrelangem Verlauf der Erkrankung erst ausbreiten. Erst ganz allmählich geht immer mehr sezernierendes Gewebe zugrunde; das noch gesunde oder verhältnismäßig gesunde liefert den Harn; dabei greifen Ersatzerscheinungen Platz. In Betracht zu ziehen