Grundriss der pathologischen Anatomie / von Gotthold Herxheimer.

  • Gotthold Herxheimer
Date:
1932
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Credit: Grundriss der pathologischen Anatomie / von Gotthold Herxheimer. Source: Wellcome Collection.

    649/732 (page 633)
    Portioschleimhaut überziehenden Plattenepithels eine Lage von einschichtigem Zylinderepithel vorfindet. Diese gewöhnlich als „Erosion“ bezeichnete Veränderung ist entweder angeboren (sog. angeborene Pseudoerosion), und verschwindet später wieder, oder stellt eine Folge entzündlichen Oberflächen- Gewebsverlustes dar. Es kommt nämlich im Verlauf von Zervikalkatarrhen leicht zu Erweichung des Plattenepithels der Portio durch die starke Schleimbildung im Verlauf des Katarrhs; so entsteht ein kleines oberflächliches Geschwür, mit Rundzelldurchsetzung der Umgebung, und dies wird überhäutet durch das Zylinderepithel des Halsteiles, das infolge des Katarrhs besonders wucherungsfähig ist. Auch kann das Zylinderepithel außer von der benachbarten Halsteilschleimhaut von an der Portio selbst von einer angeborenen Pseudoerosion (s. o.) etwa in der Tiefe noch stehen gebliebenen Drüsen mit Zylinderepithel ausgehen. Wuchert das Zylinderepithel nun während der Ausheilung des Ge webs Verlustes an der'Portio in Drüsengestalt in die Tiefe — sogar bis in die Muskularis — so spricht man von Erosio glandularis; erhält durch papilläre Wucherungen des entzündlich durchsetzten Schleimhautgewebes die Erosion eine zerklüftete papilläre Oberfläche, so spricht man von Erosio papillaris bzw. polyposa. Hört der Zervixkatarrh auf, so kommt es dann zu einer neuen Oberflächenbekleidung durch das hortio-Plattenepithel vom Rand oder stehen gebliebenen Epithelien aus; so geht an der Oberfläche das Zylinderepithel wieder zugrunde, in die Tiefe reichende Drüsen aber können sich erhalten, so auch nach oben abgeschlossen werden und sich zu Stauungszysten (Ovula Nabothi) erweitern. Die Halsteilschleimhaut hat eine besondere Neigung zur Bildung von Polypen, gestielten Schleimhautwucherungen, gewöhnlich entzündlichen Ursprungs (s. auch unten), in welchen alle Bestandteile der Schleimhaut vertreten sein können, welche oft aber einen ausgesprochen zystischen oder auch kavernösen Bau aufweisen (s. auch unten). An der Portio kommen papillare Plattenepithelwucherungen auf entzündlicher Grund¬ lage vor, die zum Teil spitzen Kondylomen ganz entsprechen, auch hier zum großen Teil gonor¬ rhoischer Entstehung. 3. Kreislaufstörungen und Entzündungen des Muskelteiles (des Myometrium). Eine akute Metritis schließt sich namentlich an puerperale (s. u.) und gonorrhoische Formen der Endometritis, ferner an Verletzungen der Gebärmutter an. Sie ist ange¬ schwollen, ihre Muskularis zeilig-serös durchsetzt. Über eiterige Metritis s. u. Unter dem Namen „chronische Metritis“ faßt man Zustände dauernder Vergrößerung der Gebärmutter zusammen, welche in einer Hyperplasie ihrer Muskelbestandteile begründet sind. In manchen Fällen, welche vielleicht als frühe Stufen gedeutet werden dürfen, zeigt sich eine Durchtränkung und Auflockerung der Muskulatur während mit der Dauer der Vor¬ gänge infolge Ersatzes der Muskulatur durch vermehrtes Bindegewebe immer mehr und mehr eine derbe, narbenartig zähe Beschaffenheit hervortritt. Die Wanddicke kann bis auf 2—3 cm zunehmen. Häufig aber handelt es sich offenbar um Hypertrophie der Muskulatur, welche vielleicht auf mangel¬ hafte Rückbildung nach Geburten zu beziehen ist. Ferner sollen entsprechende Veränderungen auf vasomotorischem Wege mit Erkrankungen der Anhangsgebilde oder mit venöser Überfüllung, so bei Herzfehlern u. dgl., Zusammenhängen, endlich vielleicht auch als Folge mangelhafter Zusammenziehungsfähigkeit der Gebär¬ mutter mit Stauung (gleichzeitig häufig Menorrhagien) aufzufassen sein. Mangelhafte Anlage als Grundlage wird für manche Fälle angenommen. Auch an die Folgen besonders starker Monatsblutungen bei Erkrankungen des Eierstockes wird gedacht (Metropathia chronica [nach Aschoff]). Der Name Metritis faßt offenbar verschiedene, teils entzündliche, teils aber auch nicht entzündliche Vorgänge zusammen, deren Gemeinsames verhältnismäßiges oder wirkliches Überwiegen des Bindegewebes mit Ausgang in bindegewebige Verhärtung ist. Die Halsteilhypertrophie stellt eine Massenzunahme mit Verlängerung dar, so daß sie in die Scheide herabhängt und Vorfall der Gebärmutter Vortäuschen kann; Scheidenvorfall kann folgen. Betrifft die Vergröße¬ rung nur eine Muttermundslippe, so bildet diese einen rüsselförmigen Vorsprung. Zum Teil handelt es sich um Folgezustände nach entzündlichen Wucherungen, zum Teil ist die Entstehungsart unbekannt. Hier angefügt werden soll die Erscheinung (wenn sie auch nichts mit Entzündung zu tun hat), daß der Fränkelsche Gasbazillus (s. im allgemeinen Teil) die Gebärmutter infiziert und zu Auseinanderreißung der Muskulatur unter Auftreten gashaltiger Hohlräume führt; die Muskulatur kann in großer Ausdehnung ganz morsch werden, Gefäßveränderungen und (geringe) Entzündung sich anschließen. Man benennt die seltene Er¬ krankung, die nur im Anschluß an Schwangerschaften, meist Abtreibung, vorkommt: Physometra uteri oder Gebärmutter-Gasbrand (E. Fränkel). Die Erkrankung verläuft meist sehr schnell tödlich. Über Tuberkulose und Syphilis vgl. im allgemeinen Teil. 4. Geschwülste der Gebärmutter. Umschriebene hyperplastische Schleimhautwucherungen werden als Adenome bezeichnet. Sie können flach oder knotig sein oder die Form gestielter Polypen haben, die selbst