Die babylonische Kosmogonie und der biblische Schöpfungsbericht : ein Beitrag zur Apologie des biblischen Gottesbegriffs / von Aloys Kirchner.
- Kirchner, Aloys, 1880-
- Date:
- 1910
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Credit: Die babylonische Kosmogonie und der biblische Schöpfungsbericht : ein Beitrag zur Apologie des biblischen Gottesbegriffs / von Aloys Kirchner. Source: Wellcome Collection.
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![(las Woi-t seines Mundes. Der Cliaraktcr die.ser goCoi-derlen Tal ist nicht zu vorkonnen. iMardiik soll eine boslinnule Wirkung durch ein Mittel hervorbringen, welches zu jener in keiner Be- ziehung steht, zur Erreichung des Zieles also vc'dlig unznlänglich ist. M'as im Beschehen der Dinge nur infolge Eintrittes eines geeigneten Mittels erfolgt, .soll hier durch das Auftuen des Mundes, durch den Befehl des Mundes, durch die Macht des ausgespi-oche- nen AVortes hei’beigeführt werden. Das „Wort“ ist allerdings an sich der Ausdruck des Whssens und weiterhin gleichbedeutend mit „flacht“, indem das Wissen von einem Dinge auch die Macht über dasselbe verleiht oder wenigstens zu vermitteln vermag. Und die babylonische Kosmogonie selbst kennt eine zwischen dem M'issen und dem Worte Marduks bestehende Beziehung, wenn sie Ansar zu seinem Sohne sagen läfat: „Mein Sohn, der alles Wissen beherrscht, die Tiamat lu'inge zur Ruhe mit deinem reinen Worte.“ Der wahre Zusammenhang zwischen Wissen, Wort und Macht erscheint inde.ssen in Enuma eli.s bereits verdunkelt. Das Epos erkennt, besonders auch in der ErziUilung der Kleidszene, der Kundgabe des Wissens nach außen, dem Sprechen, die Bedeutung ursächlicher Macht zu. Das „Sprechen“ erhält daher unmittelbar Zaubercharaktei', und das „Wort“ Marduks ist mithin in letzter Hinsicht nichts anderes als Zauberspruch. Marduk tritt der Tiamat, so ergibt sich aus allen Aussagen von Enuma elis, durchaus nicht als absolut überlegenes Wesen gegenüber und bedeutet einen Partner, dessen Sieg über den Geg- ner keineswegs gewiß ist. Tiamats Trium]di ist an sich ebenso möglich wie der glückliche Erfolg Marduks. Die Waflen, welche die zu 'riamat übergetretenen Götter erhalten, gelten als unwider- stehlich; eben.so auch die elf Ungeheuer, die die Allgebärerin auf- stellt. Zudem ist Tiamat im Besitze der Schicksalstafeln d. b. der Weltherrschaft. Die W’eltmacht des Mechani.smus ist also im Begimente, und die Weltmacht des Geistes ist gezwungen, zur Erlangung der ITerr.scbaft einen Kampf zu bestehen. Das au.s- scblaggcbende Moment aber, welches im Ringen der beiden Mächte die Entscheidung berbeifübrt, ist die Klugheit Marduks. Schon Ansar hebt deutlich Marduks W'^eisheit hervor, da er denselben weist er sich lodiglicli als der Weltonherrsclicr, zu dom er von den alten Göttern proklamiert worden ist. Vgl. Eisler, Wcltcnmantel und MiinmeLszelt, München 1910, 288 ff.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24876811_0021.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)