Die babylonische Kosmogonie und der biblische Schöpfungsbericht : ein Beitrag zur Apologie des biblischen Gottesbegriffs / von Aloys Kirchner.
- Kirchner, Aloys, 1880-
- Date:
- 1910
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Credit: Die babylonische Kosmogonie und der biblische Schöpfungsbericht : ein Beitrag zur Apologie des biblischen Gottesbegriffs / von Aloys Kirchner. Source: Wellcome Collection.
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![Mit der Tl•an^^zendenz (lotles verbindet (In 1 aufs l)estiinm- teste die Immanenz, die Gej,^enwart flottes in der Well. Nacli- dem der Hericlit flott als den welterliabenen Seliö])ter des f'.haos j^ellend emaclit hat, fngt er v. 2 hinzu: „Und flottes (leist brütete über ilen Was.sern.“ flott steht also der Schöpfung, die er her- vorhi-achte, nicht fern, ist ihr vielmehr aufs innigste gegenwärtig lind geht seiner helelienden Tätigkeit nach in dieselbe ein. Diese)- Sinn des von Gn 1 gebrauchten Bildes kann nic.ht in Frage gestellt werden. „Brüten“ bedeutet nichts anderes als eine gestaltende und Leben spendende Funktion. Eine solche wird dem Geiste Gottes zugesebrieben gegenüber und an der gestaltlosen, leei-en lind in Finsternis gehüllten Urmaterie. Das Bild des Schöpfungs- berichtes ist somit in sich vollständig und aus sich selbst heraus verständlich: der Hauch, der Geist Gottes ward durch dasselbe darge.stellt als das Pi-inzip, das die einförmige, starre Masse des Ghaos von innen heraus erweckt zum Reichtum der Formen, zur Fülle der Wesen und zum Mutterboden mannigfachen Lebens. Wenn die Gegner finden, daß die Anschauung vom Gottes- gei.ste als dem immanenten Prinzipe der Weltentwicklung in Gn 1 nicht konsec{uent durchgeführt worden sei, da an die Stelle desselben v. 3 das ßefeblsivort des transzendenten Schöpfers ti-ete, so verkennen sie die Bedeutung des „Sprechens“, das von Gott au-sgesagt wird. Wenn nämlich auch hei der Lichtschöpfung die Entstehung des neuen Elementes unmittelbar mit dem Sprechen Gottes verknüpft erscheint, so ist andererseits zu beachten, daß hei der jMehrzahl der Scliöpfungswerke das göttliche Wort wohl auch als schöpferi.sches Prinzip gilt, aber nicht allein für sich, sondern in Verbindung mit einer Tat flottes, die das „Gesprochene“ zur Verwii-klichung bringt (v. G u. 7; 14, 15 n. IG; 20 u. 21; 24 u. 25; 2G u. 27). Diese Unterscheidung des göttlichen Sprechens lind Vollbringens bedarf naturgemäß der Erklärung. Die Unter- sucliung ergibt, dfiß v. 2G das „Sprechen“ lediglich einen Ratschluß Gottes hezeiclmet: „Lasset uns Menschen machen nach unserem Bilde und nach unserem Gleichnis.se.“ Der Terminus i.st an dieser Stelle Bezeichnung eines Vorganges des inneren Geisteslebens und bedeutet mithin das im Innern sich vollziehende „Sprechen“ oder das „Denken“. Dieselbe Bedeutung von kommt weiter- hin für die Verse G, 14, 20 u. 24 in Betracht, da der Terminus an die.sen Stellen ebenfalls nur den Schöjifnngswillen Gottes liezeich- net, der sodann durch die göttliche Tat zur Aiisführung gebracht Alltost. Attliandl. IH, 1. K i rv li no r, Dio babyl. Ivopiinogonb’. 2](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24876811_0025.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)