Die babylonische Kosmogonie und der biblische Schöpfungsbericht : ein Beitrag zur Apologie des biblischen Gottesbegriffs / von Aloys Kirchner.
- Kirchner, Aloys, 1880-
- Date:
- 1910
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Credit: Die babylonische Kosmogonie und der biblische Schöpfungsbericht : ein Beitrag zur Apologie des biblischen Gottesbegriffs / von Aloys Kirchner. Source: Wellcome Collection.
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![stalteten sich zum Satan. Sein Kopf war wie der Kopf eines l.öweii, sein Rumpf wie der Rum])f eines Drachen, seine Flügel wie die Flügel eines Vogels, sein Schwanz wie der Schwanz eines großen Fisches und seine vier Füße wie die Füße der kriechenden Tiere.“ Wird aber von dem Teufel gesagt, daß er nach .seiner Entstehung begann zu veitschlingen und zu verderben, nach rechts wie links eiither zu fahren, fortwährend Verderben und Zerstörung demjenigen bringend, der ihn zu überwältigen suchte, so eutspricdit diese Schilderung der Darstellung, welche in Enuma eli.s von dem rastlos verfolgenden, kampfes.süchligen, tobenden und wütenden Anhänge Tiamats gegeben wird. Wie ferner nach Enuma elis Ea, der Gott der ^Veisheit, zuerst von dem geplanten Angriffe Tiamats auf die Götterwelt Kenntnis erhält und die Kunde weiter- hin Ansar überbringt, so Averden auch nach Mani „das Treiben Satans und seine Absichten auf Angriff und Vernichtung“ zunäch.st von der Welt der Einsicht bemerkt und schließlich von dem Kö- nige des Lichtparadieses, welcher nun gleichwie Amsar darauf be- dacht ist, den Feind zu überwältigen. Und der Urmensch, den der Lichlkönig zur Bekämpfung Satans aussendet, entspiicht durch- aus Marduk, dem Rächer der babylonischen Götter. Wie in Enuma elis Marduks Ausrüstung zum Kampfe genau beschrieben Avird, so Avird auch in der mauichäischen Kosrnogonie die Bewaffnung des Urmenschen näher ge.schildert; Avie Marduk den Blitz, die .seinen Körper füllende Flamme, nämlich das Feuer, sodann die Winde und die Sturmilut als Waffen an sich nimmt, so der Urmensch das Licht, das Feuer, den leisen Hauch, den Wind und das Wa.sser. Im Kampfe des Urmenschen mit dem Satan, unterliegt zwar zunächst der erstere. Der Grund dieser manichäischen Annahme ist indessen durchsichtig. Indem die Finsternis über das Licht- Avesen die überhand gewinnt, verschlingt sie Teile des letzteren in sich hinein, und aus die.sem Voigange leitet nun Mani die verschiedenen Wirkungen der Natufkörpei’ her, indem er ihre schädlichen auf die in ihnen enthaltene Finsternis, ihre guten auf die ilnieu anhaftenden Lichtteile zurückführt. Erklärt sich mithin der Uiiter.schied zwischen der babylonischen und mani- chäischen Kosrnogonie aus einer bestimmten natui’philosophi- schen Tendenz der letzteren, so trägt aber auch nach Mani die Welt des Lichtes schließlich den Sieg über die Finsternis davon. Und wie Marduk nach der Zerschmetterung Tiamats auf den Grund des Ungeheuers tritt und dessen Blutgefäße zerschneidet, so steigt](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24876811_0074.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)