Volume 1
Handbuch der Gynäkologie / bearb. von E. Blum [and others] ; hrsg. von J. Veit.
- Date:
- 1897-1899
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Credit: Handbuch der Gynäkologie / bearb. von E. Blum [and others] ; hrsg. von J. Veit. Source: Wellcome Collection.
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![klärlieh, dafs die Verklebung und Verwachsung in der Regel nur wenige einander gegenüberliegende Falten betreffen. Die Thatsache, dafs Verödung der einen Scheide mit den daraus ent- stehenden I olgen bei doppeltem oder zweihörnigem Uterus vorkommt berührt die hier ausgesprochene Ansicht nicht, indem in solchen Fällen die’ Scheide entspiechend dem verkümmerten Horn, mangelhaft angelegt ist (siehe p. 588). In den bisher bekannten, als angeboren angesprochenen Fällen von voll- kommener (oder doch hochgradiger) Scheidenatresie Erwachsener fehlt der Beweis, dafs che Ätresie wirklich seit der Geburt bestanden hat. Die Anamnese giebt nicht den erwünschten Aufschlufs; bei dem ver- wahrlosten Umhertreiben der Kinder und Mädchen aus den niederen Volks- klassen kann in der Jugend so manches „Trauma“ entstanden sein, über dessen Natur dem Arzt nichts verraten wird. Um den unerwünschten Folgen einer illegitimen Verbindung vorzubeugen, wird womöglich die Scheide nach vollzogenem Coitus mit der erstbesten Ätz- fiiissigkeit behandelt. Die hierdurch verursachten Wunden können die Ver- wachsung der Scheide herbeiführen. Übrigens liegen mehrere Beobachtungen vor von Entzündungen der Scheide bei Kindern, welche Verwachsung der Scheide zu Folge gehabt haben. Scheidenentzündungen mit diesem Ausgange können entweder selbständiger Natui sein (S i m p s o n) oder sie treten im Laufe allgemeiner Infektions- ki ankheiten Scharlach, Diphtherie [Typhus (Skene), Cholera (Nelaton, Soenens), Pocken (Hildebrandt), Pneumonie (Schultze)] auf. Der angeborene Scheidenverschlufs macht sich in der Regel erst nach dem Eintritt der Geschlechtsreife bemerkbar und stellt ein Hindernis dar für den Abflufs des Menstrualblutes und für die Cohabitation. Bei Kindern ist Ansammlung von Schleim mit Erweiterung der Scheide über der Atresie be- obachtet worden (Breisky). Bei Erwachsenen kommt es zu Bildung eines Haemntokolpos und Haematometra, indem die Scheide und der Uterus zunächst nur dessen Cervix — sich mit Blut anfüllen. Bei sehr grofsen Blutansammlungen werden nicht allein Scheide und Uterus, sondern auch die Tuben sackartig erweitert. Mitunter findet sich eine Blutansammlung in der Tube und keine in dem Uterus (Webster). Wenn man bedenkt, wie gering der jedesmalige Menstrualflufs für gewöhnlich ist und dafs das ergossene Blut zum Teil wenigstens — der Eindickung und Aufsaugung anheimfällt, so ist es leicht begreiflich, dafs viele Jahre zu Bildung einer Haem-elytro-metra nötig sind, es sei denn, dafs aus irgend einer ungewöhnlichen Ursache ein stärkerer Blutergufs stattfindet. Indessen sind derartige plötzliche stärkere Blutergüsse voraussichtlich viel häufiger bei der erworbenen als bei der angeborenen Atresie zu erwarten; vielleicht war die Ursache der Blutung und der Atresie dieselbe. Grofse Blutansammlungen mit sackartiger Erweiterung des Uterus und der Tuben deuten in zweifelhaften Fällen eher darauf hin, dafs die Atresie eine erworbene und keine angeborene ist. Eine gleichzeitige chronische](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21511536_0001_0618.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)