Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. Leyden und Goldscheider.
- Leyden, Ernst von, 1832-1910.
- Date:
- 1897
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Credit: Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. Leyden und Goldscheider. Source: Wellcome Collection.
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![erloschen. Wie es scheint, zeigt nncli die reflectorische Muskelcontraction jene eigenthüralichen Ermüdungserscheinungen. Aetiologie. T)ie »Bulbärparalyse ohne anatomischen Befand« ist vor- wiegend bei jugendlichen Individuen (unter 30 Jahren, die Minder- zahl über 30. der älteste Kranke war 55 Jahre) beobachtet worden. Ein be- stimmtes Geschlecht ist nicht bevorzugt, lieber die ätiologischen Ver- hältnisse ist nichts Sicheres bekannt. Wahrscheinheh liandelt es sich um eine Art von Intoxication. Heredität besteht nicht. Verlauf. Die Krankheitserscheinungen entwickeln sich meist ziemlich schnell; in einzelnen Fällen langsamer, im Verlaufe einiger Monate. Beim Beginn sollen iifters Kopf- und Nackenschmerzen und Schwindel bestehen: dann entwickelt sich zunehmende Ermüdung und Schwäche. Nach E r b tritt gelegentlich am Anfang Doppelsehen und Zucken der Gesichtsmuskeln auf. Sehr gewöhnlich und charakteristisch sind die Remissionen und Verschlimmerungen, so dass der Wechsel zuweilen von Tag zu Tag zu constatiren ist. Sie hängen zum Theil von un])ekannten Factoren ab. zum Tlieil vom Gebrauch; so tritt die Schwäche raeist Abends stärker hervor als Morgens. Während der Menstruation besteht eine Verstärkung der Erscheinungen. Diese schnellen Schwankungen begleiten den in grösseren Zeiträumen auf- und absteigenden Verlauf. Die Eemissionen können ziem- lich lange anhalten. So bestand in Bernhardt's Falle eine Pause von vier Jahren, nach welcher die Erscheinungen wieder so heftig auftraten, dass es zum Exitus letalis kam. Der oft tödtliche Ausgang des Leidens wird durch die Dyspnoe- anfälle (lähraungsartige Athmungsermüdung) sowie durch Verschlucken bedingt. Manche Fälle gelangen zu jahrelang dauerndem Stillstand, ja vielleicht zu endgiltiger Heilung, üeber die Häufigkeit der Stillstände oder der Heilungen kann man noch nichts Sicheres aussagen, da die Fälle zumeist erst aus den letzten Jahren stammen; das gleiche gilt bezüglich der Dauer der Krankheit. Die Diagnose wird sich hauptsächlich auf das Symptom der Er- schöpfbarkeit und die nach der Erschöpfung durch die Euhe wieder ein- tretende Erholung der Muskeln, bei fehlender Muskelatrophie, ferner auf die myasthenische Eeaction, endlich auf den schwankenden Verlauf in Eemissionen und Exacerbationen zu stützen haben. Therapie. Ein wirksames Mittel gegen die Erkrankung ist noch nicht gefunden. Es wird hauptsächlich für Ruhe und Schonung zu sorgen sein. Die Patienten bedürfen wegen der gefährlichen Erstickungsanfälle der üeberwachung, speciell während des Essens. Die Nahrung muss gut zerkleinert verabreicht und langsam genossen werden. Galvanische Be- handlung mit schwachen Strömen ist zu versuchen. Strychnin soll nach Strümpell keine Einwirkung zeigen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21503904_0752.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)