Die Seelenblindheit : als Herderscheinung und ihre Beziehungen zur homonymen Hemianopsie zur Alexie und Agraphie / von Hermann Wilbrand.

  • Wilbrand, Hermann, 1851-1935.
Date:
1887
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Credit: Die Seelenblindheit : als Herderscheinung und ihre Beziehungen zur homonymen Hemianopsie zur Alexie und Agraphie / von Hermann Wilbrand. Source: Wellcome Collection.

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    Sie unterschied an dem Geistlichen, dass er seine Hände auf der Kanzel bewegte, und bemerkte, dass er etwas in denselben hielt; es war dies ein weisses Taschentuch. Am 17. Tage machte sie in einer Kutsche einen Besuch in einem entfernten Theile der Stadt und schien sich sehr von der Ge- schäftigkeit in den Strassen unterhalten zu haben. Auf die Frage, wie sie an diesem Tage sähe, antwortete sie: „Ich sehe viel; wenn ich doch nur sagen könnte was ich sehe, ich bin wahrlich sehr dumm. (26). Nichts Besonderes fiel am 17. Tag vor; nur als ihr Bruder fragte, wie sie sich befände, erwiderte sie: „Ich bin wohl und sehe besser, aber quäle mich nicht mit so vielen Fragen, bis ich ein wenig besser von meinen Augen Gebrauch zu machen gelernt habe. Ich kann nur sagen, dass meiner Ueberzeugung nach mit allem dem, was ich sehe, eine grosse Veränderung vor sich gegangen ist; ich kann aber diese Empfindung nicht beschreiben. 18 Tage nach der letzten Operation waren vorübergegangen, als ich durch einige Versuche mich über ihre genauere Kenntniss von Farbe, Umfang, Gestalt, Stellung, Bewegung und Entfernung äusserer Gegenstände zu vergewissern suchte. J)a sie nur mit einem Auge sah, konnte die Frage nach Doppeltsehen nicht berührt wer- den. Sie sah deutlich die Verschiedenheit der Farben, d. h. sie nahm wahr und empfand die verschiedenen Eindrücke der verschie- denen Farben. Als ihr verschiedene Stücke bunten Papiers von anderthalb Zoll im Quadrat vorgelegt wurden, unterschied sie die- selben nicht allein von einander, sondern gab auch einigen Farben einen bestimmten Vorzug. Am liebsten war ihr gelb und dann blassroth. Es muss hier bemerkt werden, dass das genaue Fixiren eines Gegenstandes ihr schwer fiel, ebenso wie dessen richtige Stel- lung herauszufinden (26a). Sie brachte dann ihre Augen in ver- schiedene Stellungen und tastete mit den Händen, wie wenn Jemand blind geworden ist und etwas berühren will. Sie unterschied einen breiten von einem schmalen Gegenstande, wenn sie beide zur Ver- gleichung in die Höhe hob. Sie gab an, verschiedene Gestalt (26b) an den Gegenständen zu sehen, die ihr gezeigt wurden. Auf die Frage, was sie in Betreff der verschiedenen Formen, ob lang, rund und viereckig bemerke, und dem Wunsche nachkommend, dies mit den Fingern an der anderen Hand und an den bezüglichen vorgehal-