Die Karikatur und Satire in der Medizin : mediko-kunsthistorisches Studie / von Dr. Eugen Holländer ... Mit 10 farbigen Tafeln und 223 Abbildungen im Text.
- Holländer, Eugen, 1867-1932.
- Date:
- 1905
Licence: In copyright
Credit: Die Karikatur und Satire in der Medizin : mediko-kunsthistorisches Studie / von Dr. Eugen Holländer ... Mit 10 farbigen Tafeln und 223 Abbildungen im Text. Source: Wellcome Collection.
25/452 (page 3)
![unendlich großen und abfolut verneinenden Perfpektive. In fich trug zu allen Zeiten der heilende Stand und feine Kunft die ironifcb-fatirifcbe Mine, die nur auf den geeigneten Anftoß wartete, um zu explodieren. Nicht umfonft trennte fich bei allen Völkern, wenn auch ungern, von dem lohnenden Gefchäft im richtigen Moment das Prieftertum, und diefer Augenblick kam immer dann, wenn beim Volke mit dem Kritikgefühl der Sinn für die Satire reifte. Zu allen Zeiten war es, wie wir fehen werden, der billigfte Gaffern wi^, die Wohltäter der Menfchheit, die Ärzte, lächerlich zu machen; ge- fällt fich doch fchon das ältefte Buch der Menfchheit, die Bibel, in ge- legentlichen Ausfällen gegen den Heilftand, den lächerlich kleinen Kon- kurrenten Gottes. Seltfam; das Läftern auf die Ärzte war eine Tugend, die immer modern blieb, und man darf es nicht verfchweigen, zu dem mokanten Lächeln der anderen kam oft genug noch das der Selbftironie. So hat fich in den Jahrhunderten ein fatirifch-hiftorifches Material gegen die Medizin und den Heilftand angefammelt, das bisher noch nie eine kritifche Zufammenfaffung gefunden hat und auf feinen mediko-hiftorifchen Wert geprüft ift. Der Parifer Arzt und Gelehrte Dr. G. J. Witkowski hat in dankenswerter Weife den Quellennachweis bei den Griechen, Römern und Franzofen bis auf Moliere aktenmäßig zufammengeftellt (Le Mal qu’on a dit des Medecins. Paris [zirka 1890], Steinbeil), und diefe Sammlung von Aphorismen hat für uns arcbivarifcben Wert. Dasfelbe gilt von dem anonym erfcbienenen Stammbuch des Arztes (W. Spemann, Stuttgart, zirka 1880). Die Karikatur felbft ift auch hie und da als Material zu Einzelftudien herangezogen worden, fo vor allem von der kunftlieben- den und auch nach der mediko-artiftifcben Seite fo überaus glücklichen und erfolgreichen Parifer Schule, deren genialer Führer Charcot in Richer, Meige, Gilles de la Tourette und anderen würdige Schüler zu finden das Glück hatte. Hie und da enthalten die Werke über die Karikatur ein uns intereffierendes Blatt, und Eduard Fuchs macht fogar in feinem all- gemein anerkannten, fchönen Werke »Die Karikatur der europäifchen Völker« den Anfatj dazu, die Karikatur der Berufe zu fkizzieren, wobei allerdings der Arzt fich im Rahmen des Ganzen mit ein paar Seiten be- gnügen mußte.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24862538_0027.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)