Chirurgie und Prothetik bei Kiefererkrankungen / von Karl Witzel.
- Witzel, Karl.
- Date:
- 1905
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Credit: Chirurgie und Prothetik bei Kiefererkrankungen / von Karl Witzel. Source: Wellcome Collection.
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![behandelt hat. Nach Niemeyer nimmt Cline eine Probespülung von der Nase aus vor, und zwar injicierte er einige Tropfen Wasserstoffsuperoxyd [H2 02]^) mittelst einer durch das ostium m axillare in das antrum eingeführten Kanüle. Sobald Wasserstoffsuperoxyd mit Eiter in Berührung kommt, entsteht ein Auf- brausen. Es wird Sauerstoff frei und bewirkt die Austreibung des Eiters aus der Höhle, sobald die Kanüle zurückgezogen worden ist. Das Aufbrausen des Eiters soll sowohl subjektiv vom Patienten, wie objektiv auskultatorisch durch Anlegen des Ohres auf die Backe vom Arzte vernommen werden können. Von den 150 von Cline behandelten Fällen führt Cline 50 /o auf Zahn- krankheiten, 40 /o auf Influenza und Zähne und 10 °/o auf Siebbeinzellen- erkrankungen zurück. 20 Fälle waren akute, mit Influenza kombiniert, und heilten ohne Operation. In 120 Fällen war chronische Eiterung vorhanden, deren Ausheilung 2—7 Jahre dauerte. Nach Influenza trat in 11 Fällen Kieferhöhlen- und SiebbeinzeUen- eiterung auf. In 6 Fällen wurden Wurzeln unter Kronen- und Brückenarbeiten als die Ursache der Kieferhöhleneiterung festgestellt. Prognose. Die Prognose der Erkrankungen der Oberkieferhöhle ist auch bei chronischen Fällen nicht ungünstig, sobald der Sitz und die Art des Leidens rechtzeitig erkannt und operativ eingegriffen wird. Schwere Komplikationen bei Empyemen der Highmorshöhle sind nicht häufig beobachtet worden, soweit es sich um eine sekundäre Infektion des Schädelinneren durch die Eiterbakterien handelte. Am häufigsten bricht der Eiter nach der Wange, dem Gaumen, der fossa canina, oder seltener nach der Orbitalhöhle durch; in letzterem Falle kann Entzündung der Sehnerven und gänzliche Erblindung die Folge sein. Therapie. Bezüglich der Operationsmethoden schlug Cooper Drake die Perforation von der Alveole und zwar vom zweiten Bicuspis aus vor. Lamorier perforiert vom processus zygomaticus aus. Der Mundwinkel wird nach außen gezogen, die Weichteile entweder durchschnitten, oder das Stilet direkt in einem Winkel von 45 ° in die Höhle gestoßen. Diese Methode wird hauptsächlich angewandt bei Kieferklemmen, wenn die Zähne fehlen, oder alle anscheinend gesund sind; ferner dann, wenn die Höhle sich nach dem processus zygomaticus hin so ausgedehnt hat, daß ein Irrtum in der Perforationsstelle unmöglich ist. Dessault perforiert von der fossa canina aus, indem er das Stilet von unten nach oben führt, Küster empfiehlt in der Deutschen medizinischen Wochenschrift 1889, Seite 235, die Eröffnung der Highmorshöhle von der Facialwand aus subperiostal, er macht die Öffnung so groß, daß er mit dem kleinen Finger die Höhle abtasten kann und nimmt die Drainage mit Gummidrains vor. ^) H2 O2 wurde von dem Verfasser schon im Jahre 1889 mit gutem Erfolge sowohl bei Alveolitis acuta infectiosa, einer häufigen Begleiterscheinung der Influenza, als auch bei Alveolarpyorrhoe angewandt und empfohlen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21166468_0022.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)