Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker.
- Kölliker, Rudolph Albert von, 1817-1905.
- Date:
- 1852
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Credit: Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker. Source: Wellcome Collection.
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![EINLEITUNG. Die Lehre von dem elementaren Bau der Pflanzen und Thiere ist eine Frucht der letzten zwei Jahrhunderte und beginnt mit Marcellus Mal- piglii (16218—1694) und Anton v. Leeuwenhoek (1632—1723) in der Zeit, in welcher zum ersten Mal den Forschern stärkere Vergrösserungs- gl»ser, wenn auch noch in sehr einfacher Form, an die Hand gegeben wurden. Alterthum und Mittelalter wussten von den letzten Formbestandtheilen der Organismen nichts, denn wenn auch schon Aristoteles und Galen von gleichartigen und ungleichartigen Theilen (partes similares et dissimilares) des Körpers reden und Fallopia (1523—1562) den Begriff »Gewebe« noch bestimmter erfasst und selbst eine Classißkation derselben versucht hat (Tractatus quinque de partibus similaribus in Oper. Tom. II. Francof. ] 600), so waren doch auch diesen Forschern die feinem Verhältnisse durchaus verborgen geblieben. So glänzend nun auch die ersten Schritte der jungen Wissenschaft an der Hand der genannten Männer, dann eines Ruysch, Sivammer dam u.A. waren, so vermochten dieselben dochnicht, ihr eine gesicherte Stellung zu verschaffen, indem die Gelehrten einerseits der mi- kroskopischen Forschung noch viel zu wenig mächtig waren, als dass sie gleich mit Bewusstsein dem richtigen Ziele hätten nachstreben können, anderseits aber auch zu sehr durch die Ausbildung anderer Disciplinen, wie der gröbern Anatomie, Physiologie, Entwicklungsgeschichte und vergleichenden Anatomie in Anspruch genommen vA'urden. So kam es, dass, einige vereinzelte und nur zum Theil bedeutungsvolle Erscheinungen (F onta7ia, Muys, Lieber kühn, Ilewson, Pro chaska) abgerechnet, die Gewebelehre im ganzen 18. Jahrhunderte keinen erheblichen Fort- schritt machte und namentlich nicht über die Bedeutung einer unzusam- menhängenden Sammlung von Einzel-Erfahrungen hinaus kam. Erst im Jahre 1801 sollte sich dieselbe den andern anatomischen Wissenschaften ebenbürtig an die Seite reihen durch das Genie eines Mannes, dem die Histologie zwar keine grössern Entdeckungen verdankt, der es aber, wie keiner vor ihm, verstand, das vorhandene Material so zu ordnen und zur](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21302078_0019.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)