Ueber Augenverletzungen : Vortrag gehalten in der Sommergeneralversammlung des Centralvereins deutscher Aertze in Böhmen zu Pilsen am 14 Juli 1889 / von H. Sattler.
- Sattler, Hubert, 1844-1928.
- Date:
- [1889?]
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Credit: Ueber Augenverletzungen : Vortrag gehalten in der Sommergeneralversammlung des Centralvereins deutscher Aertze in Böhmen zu Pilsen am 14 Juli 1889 / von H. Sattler. Source: Wellcome Collection.
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![wir verstehen, wie es m einer partiellen Abreissung der Iris an ihrer Ciliarinsertion oder zu einer Zerreissung der Zonula oder beider zu- gleich in Folge der Einwirkung einer stumpfen Gewalt kommen kann. Die Diagnose einer Iridodialysis ist im Allgemeinen nicht schwer zu machen. Schon bei schmalen Irisabreissungen findet man in der Regel einen kleinen Bluterguss am Boden der vorderen Kammer. Die Pupille ist entrundet und zw. in dem Sinne, dass der Pupillarrand, der Ablösungsstelle entsprechend, in der Ciiorda desjenigen Bogens liegt, welchen das losgerissene Stück vorher gebildet hat. Ist die Iridodialysis etwas breiter, so sieht man den abgerissenen Theil als ein etwas zu- sammengefaltetes, loses Band festonartig in's Bereich der Pupille her- oinhängen und peripherwärts davon bemerkt man eine zweite, halbmond- förmige Pupille, vermittelst welcher bei ungenauer optischer Einstellung des Auges monoculares Doppelsehen zu Stande kommen kann. Eine Zerreissung der Zonula gibt sich durch sehr auffällige sub- jective und auch genügend deutliche objective Symptome zu erkennen. Ist das Aufhängeband der Linse theilweise abgerissen, so erfolgt eine Lageveränderung der letzteren und zwar in zweifacher Weise, einmal indem sie in der der Risstelle entgegengesetzten Richtung verschoben wird und zweitens dadurch, dass sie eine Drehung um einen äquatorialen Durchmesser erleidet. Diese Schiefstellung der Linse ist an der ver- schiedenen Tiefe der vorderen Kammer leicht zu erkennen. Ausserdem nimmt man bei den leisesten Bewegungen des Auges ein deutliches Schlot- tern der Iris wahr. Das am meisten charakteristische Symptom ist das Sichtbarwerden des Linsenrandes in der Pupille, was bei stärkerer Verschiebung schon bei gewöhnlicher Pupillenweite, jedenfalls aber bei Erweiterung durch Atropin der Fall ist. Der Linsenrand gibt sich zu erkennen bei seitliclier Beleuchtung als ein feiner, heller, bogen- förmiger Saum und bei Durchleuchtung mit dem Augenspiegel als ein dunkles Ringsegment .auf rothem Grunde. Dabei erscheint der linsen- lose Theil der Pupille lebhafter roth aufleuchtend, als der, welcher die Linse enthält, wenngleich letztere nicht getrübt ist. Ist die Zonula ganz oder bis auf wenig Fasergruppen abgerissen, so verschwindet die Linse völlig aus dem Pupillargebiet; die Kammer erscheint dann tief und die Iris in auffälligem Grade schlotternd. Nicht selten sind hier noch anderweitige Folgen der Stosseinwirkung vorhanden. Dass schon eine ganz partielle Zerreissung des Aufhängebandes der Linse zu beträchtlicher, dauernder Functionsstörung führen rauss, liegt auf der Hand, wenn wir bedenken, dass die gleichmässige An- spannung der Zonula, wie sie dem erschlafften Zustande des Ciliar- muskels entspricht, die Fernpuiddseinstellnng der Krystallinse, bezw. des Auges garantirt. Eine ganz umschriebene Ablösung von Zonula- fasern wird eine P]ntspannung der Kapsel in dem betreffenden Meridiane, somit einen auf das Trauma zurückzuführenden myopischen Astigmatismns](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21645966_0006.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)