Beiträge zur Chirurgie : anschliessend an einen Bericht über die Thätigkeit der chirurgischen Universitäts-klinik zu Halle im Jahre 1873 / von Richard Volkmann.
- Volkmann, Richard von, 1830-1889.
- Date:
- 1875
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Credit: Beiträge zur Chirurgie : anschliessend an einen Bericht über die Thätigkeit der chirurgischen Universitäts-klinik zu Halle im Jahre 1873 / von Richard Volkmann. Source: Wellcome Collection.
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![stehen namentlich au den Extremitäten sowie am Sorotum entweder kleine Epidermisknötchen, miniuialc, sell)st einigerniassen spitze Hörnchen von der Grösse eines Stecknadelknopfes und darüber, oder uuregelraässige, rundliche, flache, schmutzigbiäunliche, seborrhagische Schilder und Krusten. Diese letzteren haben etwa die Form erstarrter Wachstropfen und variiren in ihrer Grösse zwischen einer Linse und einem Silbergroschen. Zuweilen sitzt Schild an Schild, ähnlich wie bei Ichthyose. Beide Formen, die viellach in einander übergehen, pflegen sehr fest an der Hautoberfläche zu haften, so dass nach ihrer gewaltsamen Entfernung die blutende Cutis zu Tage liegt, an der man, in schweren Fällen , neben den dilatirten Ausfuhrungsgängen der Talgdinsen bereits eine fein-warzige Hyperplasie der Hautpapillen constatirt. Sehr allgemein, oder in allen Fällen, fanden sich dann weiter bei den betreffenden Arbeitern rothe, flache, bald mehr psoriasis-, bald mehr acneartige Flecken, Pai)eUi oder selbst Beulen. In ihren leichtesten Formen wie ein syphilitisches Exanthem aussehend, erinnern sie in ihren schwersten fast an Erythema nodosum. Bei Leuten, die frisch von der Arbeit kamen, oder die ich in der Fabrik selbst untersuchte, fand ich diese Hautintiltrationen oft hochroth, glänzend, bei Druck schmerzhaft und waren dic.'^elben an der Spitze etwas wund, so dass sie nässteu. Hatten sich die freute jedoch nur einige Tage hindurch dem Contact der reizenden Stoffe entzogen. so blassten die Stellen rasch etwas ab und wurden trocken, indem sie sich au ihrer Spitze entweder mit abschilfernder Epidermis oder mit dickeren Krusten und Borken bedeckten. Oft sassen diese Eruptionen so dicht namentlich an den Armen und an der Streckseite der Unterextremitäten, dass sie stellenweis confluirten. So erinnere ich mich eines jungen Menschen, der den ganzen Tag ülier damit beschäftigt war ein mit halbflüssigem, durch Beimischung von Theer grauem Paraffin gefülltes Holzgefäss auf einen Tisch auszuschütten, und bei dem die den Tisch berüh- renden ulnaren Partien der Vorderarme von hochrothen, dicht an einander stehenden kaffeebohnen- grossen, zum Theil nässenden Beulen besetzt waren. Die Grösse dieser flautinfiltrationen variirte von der eines Hanfkorns bis zu der einer Bohne. Die grösseren sassen besonders auf den S('hulterl)lättern, dem Abdomen, den Oberschenkeln und namentlich am Scrotuni. Die besondere Disposition dieses letzteren zu den beschriebenen Attec- tionen war allen Arbeitern, die ich darnach fragte, bekannt. An keinem Orte soll das Wnnd- werdeu und Nässen der Infiltrationen, nach der Angabe der Leute selbst, so häufig sein wie hier, ludess unterschieden sich die Fälle, die ich selbst zu sehen Gelegenheit hatte, sehr leicht von den so häufig am Scrotum vorkommenden syphilitischen Sclileimpapeln. Die Infiltration war viel dcrbei-, die Farbe hochroth und das Wundsein beschränkte sich nur auf die Spitze der einzelnen Knoten. Will man einen Vergleich anstellen, so würde der mit einem harten, auf der Höhe leicht erodirten Vorhautschanker, wenigstens für einzelne Fälle, ein zutreffenderer sein. Benierkenswerth ist endlich, dass die schweren und mit starker Reizung verbundenen Formen dieser Hautinfiltrationen fast nur bei Leuten vorkamen, welche fortwährend mit dem ganz- oder halbÜüssigen Product mani- pulirten und sich namentlich auch die Kleider d;imit imprägnirten, und zwar besonders in den ersten Monaten nach ihrem Eintritt in die Fabrik. Die meisten Arbeiter gewö inen sich mit der Zeit doch so weit an den Contact der fi agliclien Stoffe, dass diese letzteren keine so heftige Reizung *) 'j ])as Irritationsstadiuin mas; zuweilen zu viel heftigeren entzündlichen Symptomen tuliren, als ich es hier geschildert. Am gestrigen Tage producirte sich ein erst seit (i Wochen in einer Paraftinfabrik beschiit'tigter Arbeiter, wo die Überschenkel so aussahen, als wenn man sie mit Pockeusalbe eingerieben hätte. Sie waren von oben bis unten mit harten und. grossen rothen Pusteln besetzt, die überall confluirten, an der Spitze aber stark eiterten. Dazwischen Furunkel und an der hinteren äusseren Seite des ()b(>rschenkels eine derbe phlegmonöse Infiltration. An den Armen indolente mehr knotige Formen. Das ganze Scrotum wund, wie l)pi manchen Formen ries Kczema scroti, vind steif iiitiltrirt. Zusatz vom 19. Febr. \S~i\ .](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2169283x_0392.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)