Die Willenshandlung : ein Beitrag zur physiologischen Psychologie / von Hugo Münsterberg.
- Hugo Münsterberg
- Date:
- 1888
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Credit: Die Willenshandlung : ein Beitrag zur physiologischen Psychologie / von Hugo Münsterberg. Source: Wellcome Collection.
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![Kontraktion. In der That sind wir mit Recht immer dann geneigt, unsere Empfindung auf die angewandte Kraft zu beziehen, wenn wir die Empfindung maximaler oder nahezu maximaler Kontraktion einzelner Muskeln haben ohne maximalen Bewegungsumfang; gerade hierin liegt aber noch ein anderer Grund, der uns verleitet diese Kraftempfindungen als centrale aufzufassen. Bei den maximalen Kontraktionen der Körpermuskeln treten nämlich, gewissermassen unterstützend, auch ganz besonders jene Kontraktionen der Gesichtsmuskeln und jene Spannungen der Kopfhaut ein; es sind Mitbewegungen, besonders an der beteiligten Seite, deren Empfindungsprodukt so lebhaft in unsere Wahrnehmung tritt, dass hierin vielleicht die unmittel- barste Veranlassung liegt, die maximalen Kontraktionsempfind- ungen als Kraftsinn dem Kopfapparat, statt dem peripheren zuzuschreiben. Wenn schliesslich zur Unterstützung für die Annahme centraler Empfindungen neben peripheren darauf hingewiesen wird, dass sich die Unterschiedsempfindlichkeit bei passiver Kontraktion, durch elektrische Verven]eizung hervorgerufen, häufig etwas geringer zeigte als bei aktiver will- kürlicher Kontraktion *), so ist wieder entgegenzuhalten, dass in beiden Fällen wohl der Bewegungseffekt, aber nicht die Muskelbeteiligung dieselbe ist. An der willkürlichen Beugung nehmen sehr viel mehr Muskeln teil, als bei der durch Faiadi- sation; die Veränderungen müssen sich dort somit leichter bemerkbar machen. Wir können also dahin resümieren, dass jede Wahrnehmung vollzogener Muskelbewegung zu stände kommt in erster Linie durch die peripher ausgelösten Empfind- ungen der verschiedenen zusammenwirkenden Muskeln, dass mit diesen noch Haut-, Gelenk- und Sehnenempfindungen ver- schmelzen und dass die so entstandene Vorstellung sich sowohl auf den Umfang wie auf die Kraft der Kontraktionen bezieht. Schon aus dem bisherigen Resultat ergiebt sich nun leicht unsere zweite Behauptung, dass alles, was wir Innervations- ‘) Bernhardt : Archiv für Psychiatric und Nervenkrankheiten. Bd. III.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24917862_0092.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)