Die Verletzungen des Sehorganes : mit Kalk und Ähnlichen Substanzen / von Julius Andreae.

  • Andreae, Julius.
Date:
1899
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Credit: Die Verletzungen des Sehorganes : mit Kalk und Ähnlichen Substanzen / von Julius Andreae. Source: Wellcome Collection.

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    wie Irrtümer bestehen, deren Lösung woh] von praktischem Interesse und deshalb der Mühe wert sein dürfte. Bereits vor einiger Zeit (311) habe ich einige wichtigere Ergebnisse meiner Untersuchungen kurz zusammengestellt. Da aber jene gewissermassen vorläufige Mitteilung nicht jedem Fachgenossen zugängig sein dürfte und da in derselben, ihrem besonderen Zwecke entsprechend, die Wege, auf denen ich zu meinen Resultaten gelangte, nur kurz angedeutet werden konnten, während manche interessante Einzelheiten und theoretische Erörterungen fort- bleiben raufsten, so glaube ich nicht, dafs dadurch die vorliegende, zudem durch eine eingehendere Berücksichtigung der Kasuistik, der Statistik und der Litteratur vermehrte Arbeit überflüssig geworden ist. Wenn nun trotz meines Bemühens und trotz der grofsen Liberalität, mit der mein hoch- verehrter Lehrer, Herr Geheimrat Saemisch, mir das Material der Bonner Universitäts-Augenklinik zur Verfügung stellte, diese Arbeit vielleicht doch noch keine erschöpfende ist, so wolle man das mit dem Mangel ausreichender Mufse freundlichst entschuldigen. Die Verletzungen der Augen mit Kalk und Mauermörtel sind ohne Frage wohl ebenso alt, wie die Kenntnis der Gewinnung und Verwertung des Ätzkalkes überhaupt, und es unterliegt keinem Zweifel, dafs sie auch schon im Altertume vorgekommen und der Gegenstand ärztlicher Behandlung gewesen sind. Wenn uns direkte Nachrichten darüber auch fehlen, so wissen wir doch, dafs schon die Griechen, insbesondere aber die Römer, sich nicht so selten des Kalkes, dessen Darstellung und Eigenschaften schon von Dioskorides und Plinius (136, p. 4) beschrieben werden, bedient haben. Seitdem ist der Kalk, wenn es sich um die Herstellung einigermafsen haltbarer Bauten handelte, von allen Kulturvölkern und zu allen Zeiten als Bindemittel der Werkstücke, Bruchsteine und Ziegelsteine benutzt worden, und es liegt auf der Hand, dafs mit der im Laufe der Jahrhunderte immer mehr und mehr, in den letzten Decennien geradezu rapide gestiegeneu Bauthätigkeit und mit der Verdrängung der früher noch so häufigen Holzbauten durch solche aus Steinen und Kalkmörtel die Möglichkeit und die Gefahr einer Be- schädigung des Sehorganes durch Kalk stetig gewachsen sein mufs. Aber nicht allein im Baugewerbe, sondern auch in landwirtschaftlichen und in einer grofsen Zahl technischer Betriebe erfuhren der Kalk und die aus ihm her- gestellten Substanzen eine immer ausgedehntere und mannigfachere Verwen- dung, sodafs heute mehr oder minder schwere Kalkverletzungen des Auges für den beschäftigten Arzt nicht mehr zu den Seltenheiten gehören. Man sollte nun glauben, dafs bei einer Verletzung, die man schon so lange kennt und die namentlich neuerdings so relativ häufig vorkommt, eine einigermafsen zutreffende Ansicht über die Natur derselben, über ihre Folgen und über die Mittel zu ihrer Therapie ziemlich allgemein längst gewonnen sein müsse. Allerdings sind auch bereits eine Anzahl recht anerkennens-