Die Verletzungen des Sehorganes : mit Kalk und Ähnlichen Substanzen / von Julius Andreae.
- Andreae, Julius.
- Date:
- 1899
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Credit: Die Verletzungen des Sehorganes : mit Kalk und Ähnlichen Substanzen / von Julius Andreae. Source: Wellcome Collection.
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![artigen ]Masse oder der einer wässrigen Lösung. Im grofsen und ganzen ist ihre Wirkung dem Wesen nach von diesem Zustande unab- hängig, aber doch meist je nach demselben graduierlich verschieden. So er- zeugen trockenes Kalkhydrat, Kalkbrei, Kalkmilch und Kalkwasser zwar dieselben Trübungen in der Hornhaut, es treten aber die letzteren beim Kalkbrei am schnellsten und intensivsten auf, beim Kalkwasser erst nach längerer Zeit und manchmal kaum merklich. Im allgemeinen kann man sagen, dafs die breiartigen Präparate am stärksten, die trockenen nicht ganz so stark, die Lösungen meist ziemlich schwach in ihrer Wirkung auf die Augen- membranen sind. Theoretisch müfste man umgekehrt annehmen, dafs die Lösungen am intensivsten schädigen würden, da ja die Calciumverbindungen naturgemäfs erst dann anfangen können, auf die Gewebe verändernd einzu- wirken, wenn sie in Lösungen übergegangen sind, doch erklärt sich der wirkliche Thatbestand dadurch, dafs die meisten Calciumverbindungen nur in beschränktem Mafse in Wasser löslich sind, also meist nur schwache Lösungen bilden, die ihren Salzgehalt sehr bald durch Abgabe an die Gewebe vollständig erschöpfen, dafs von diesen Lösungen der räumlichen Verhältnisse wegen und aus physikalischen Gründen immer nur sehr geringe Mengen auf die Koujunktiva und Kornea gelangen können und dafs auch diese kleinen Mengen stets schnell von der infolge des Reizes in stärkerem Mafse secernierten Thränenflüssigkeit fortgespült werden, während die breiförmigen Calciumverbindungen in erheblicher Menge, namentlich an der Konjunktiva palpebrarum et bulbi, fest haften bleiben, trotz der Thränensekretion, und dort stets neue konzentrierte Lösungen bilden, gerade durch Vermittlung der Thränenflüssigkeit, da, wie wir oben sahen, beispielsweise das Kalkhydrat sich sehr schnell in Wasser bis zur vollständigen Konzentration löst. Die Wirkung der Calciumsalzlösungen ist also nur eine momen- tane und schwache, die der breiartigen Präparate dagegen eine starke und nachhaltige, stets sofort einsetzende und gegebenen Falles tagelang andauernde. Die ganz trockenen Calciumverbindungen wirken in der Regel weniger schnell, wie die feuchten, weil sie zunächst für sich eine chemische Aktion nicht einleiten können und weil die Thränenflüssigkeit, über den am Bulbus meist fest haftenden Fremdkörper (fast alle Calciumpräparate haben ein starkes Adhäsionsvermögen auch an sehr glatten Flächen, wenn diese nur etwas feucht sind) hinwegfliefseud, erst einer gewissen Zeit bedarf, ehe sie bis zu den dem Augapfel oder der Konjunktiva palpebr, unmittelbar aufliegenden Partien des Ätzmittels durchdringen kann. Bestreut man z. B. zwei oberflächlich abgetrocknete Bulbi mit trockenem Kalkhydratpulver und hält den einen trocken, während man den anderen mäfsig befeuchtet, so ist bei dem letzteren die Ätzwirkung stets eine viel schnellere und intensivere, wie bei dem ersteren. Ist aber einmal die ganze Masse bis zur Oberfläche des Bulbus](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21638561_0049.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)