Volume 1
Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre : vorlesungen für praktische Ärzte und Studirende / von Eduard Albert.
- Eduard Albert
- Date:
- 1881-83
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Credit: Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre : vorlesungen für praktische Ärzte und Studirende / von Eduard Albert. Source: Wellcome Collection.
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![er sogleich mit der Hand nach dem Kopfe und zeigte dadurch, dass Bewusstsein und AVillen zurückkehrten. Nach vier Tagen konnte er aus dem Bette auf- stehen, fing an zu sprechen und nach einigen Tagen konnte er sagen, wo er her sei. Er erinnerte sich, dass er gewaltsam zum Matrosen gepresst worden sei, aber von jener Zeit bis zur Verrichtung der Operation hatte er keine Erinnerung ; er hatte aus dem Becher der Lethe getrunken.“ Stromeyer hatte diesem Falle gegenüber eingewendet, dass hier eine Simulation im Spiele Avar. Allein die Zahl analoger Fälle, wo von einer Simu- lation keine Rede war, ist gross genug, um Thatsachen dieser Art zu glauben. Solche Fälle werden schon aus der Zeit der Renaissance erzählt (Nicolaus Massa, Franciscus ArcaeusJ. An dieser Stelle möge auch vorübergehend hervorgehoben werden, dass sich die Erscheinungen der Hirncompression im weiteren Verlaufe einer offenen Verletzung einstellen können, wenn die Secrete aus dem Schädel keinen freien Abfluss haben. ]) 'Wenn die eben besprochenen Complicationen das Leben der Kranken nicht vernichten, so droht ihm bei jeder offenen Schädelverletzung die Gefahr der eitrigen Entzündung der Hirnhäute oder des Gehirns. Eben darum war die Sonderung der subcutanen von den offenen Schädelbrüchen aus prognosti- schen und therapeutischen Gründen geboten, weil die acuten eitrigen Processe, die eitrige Meningitis, die acute Encephalitis, der acute Hirnabscess sofort eintreten können, wenn die Luft zum Inneren des Schädels Zutritt hat. Ja es kann bei einer hochgradigen Quetschung des Gehirns auch zu einer sofortigen Verjauchung des Contusionsherdes kommen, indem alle getrof- fenen Gewebe zu einem Brandherd zusammenschmelzen, gegen den die Umgebung erst secundär entzündlich reagirt, so dass eine Art reactiver Encephalitis auftritt. Vir wollen die ein- zelnen primären Folgen betrachten. a) Die primäre traumatische Meningitis verdankt verschiedenen näheren Umständen ihre Entstehung. Auch wenn die Dura unverletzt, kann die primäre, durch Luftzutritt bedingte Zersetzung von Coagulis, die Zersetzung der Vund- secrete zur Imbitition der Dura führen, welche darauf mit eitriger Entzündung antwortet und die Pia in Mitleidenschaft zieht. Ist aber die Dura eröffnet , liegt die Pia vor, wurde sie gar selbst gequetscht, von Fragmenten angestochen, ist sie von Extravasaten durchsetzt, so sind die Bedingungen zur ‘) Schon Berengarius de Carpis erzählt im Liber aureus de fractura capitis einen Fall, wo dieses eintrat. Es handelte sich um eine Wunde mit Substanzverlust des Hirns. Da erzählt Berevgar: „Emanabat humiditas aquosa et multa; tarnen tune ad nihilum deducta fuit ipsa humiditas et tune extraxi tentam, quae erat canulata et tentavi consolidare vulnus; et sic circa sexage- simum diem, ob materiam in cerebro contentam, supervenit magnus paroxysmus epilepsiae, cum maximo omnium membrorum tremore et rigore. Hoc ego videns, jussi pedibus elevari et capite deprimi et cum stilo paulatim aperui foramen sub cranio in quo inveni magnam quantitatem materiae aquosae colore lacteo coloratae qua evacuata statim cessavit epilepsia et redit in bonum intellectum.“ — Eine analoge Beobachtung machte damals schon auch Nicolaus Massa.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28718021_0001_0124.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)