Volume 1
Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre : vorlesungen für praktische Ärzte und Studirende / von Eduard Albert.
- Eduard Albert
- Date:
- 1881-83
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Credit: Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre : vorlesungen für praktische Ärzte und Studirende / von Eduard Albert. Source: Wellcome Collection.
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![Endlich möge noch berücksichtigt werden, dass bei Rindenerkrankungen die obere Extremität viel häufiger an Motilitätsstörungen leidet, als die untere (Brown - Sequard und Obersteiner), was dahin gedeutet wird, dass das Rindenfeld des Armes seiner grösseren functionellen Inanspruchnahme halber grösser sein dürfte, als das des Beines. Jene Windung, in welche dei’ aufsteigende Ast der Sylvi1sehen Furche hineinragt, ist die untere Stirnwindung (FJ] sie begrenzt also den unteren Abschnitt der Ä/Zwi’schen Gnibe nach vorne hin; nach hinten hin wird die letztere vom Gyrus temporalis superior (TJ begrenzt. . Drängt man diese Windungen auseinander, so erblickt man jenen Theil der Rinde, dei als Insula (i?ei7’sche Insel) bezeichnet wird und den Grund der SylvVschen Grube bildet. Die Insel, die untere Stirn-, sowie die obere Schläfenwindungsind das Rindenfeld der Sprache. Zerstörungen dieser Rindenpartie haben fast immer jene Sprach- störungen zur Eolge, die man als die verschiedenen Formen der Aphasie bezeichnet. Und zwar ist es die linke Hemi- sphäre, in welcher das Sprachfeld zu suchen ist; unter 15 Fällen von Aphasie ist die Zerstörung einmal rechtsseitig. Merk- würdiger Weise scheint diese Thatsache mit dem Gebrauche des rechten Armes zusammenzuhängen; wenigstens hat William Ogle unter 100 Fällen von Aphasie drei Fälle vorgefunden,. in denen die Menschen linkhändig waren und bei allen dreien war die rechte Hemisphäre die erkrankte. — Bei Zerstörung der linken Sprachfelder kann mitunter die Sprache wieder erlernt werden; es übernimmt offenbar die rechte Hemisphäre die Function. In Fig. 12 sieht man vor der Centralfurche () die zwei Stirnfurchen: Sulcus front, super, (fj und inferior (fj, sie trennen die drei Stirnwindungen von einander ab: gyrus front, super. (FJ, medius (FJ; inferior (Fa). Unterhalb der AS'yZm’schen Furche sieht man die zwei Sulci temporales, den superior (tj und inferior (tj\ diese scheiden die drei Schläfewindungen: gyrus temporalis superior (TJ, medius (TJ, inferior (TJ. — Zwischen die Centralfurche und die ßylvi’sche Furche ragt das vordere Ende des Sulcus interparietalis (ip), der die zwei Scheitelläppchen theilt; den Gyrus parietalis super. (FJ und den Gyrus supramarginalis (FJ; jener Gyrus, der sich um das hintere Ende der oberen Schläfenfurche windet, heisst Gyrus angularis (P\). Der Hinterhauptslappen hat drei Gyri occipitales: superior ()J, medius (OJ, inferior (O.J. Auf Grund von Versuchen, die an Affen angestellt wurden, entwarf Ferrier ein Schema der speciellen Rindenfelder am menschlichen Gehirn, welches in den Figuren 13 und 14 wiedergegeben ist. Die Ziffern haben in beiden Figuren folgende Bedeutung: 1. am oberen Scheitelläppchen: entspricht den Centren für die Bewegungen des contralateralen Beines und Fusses, wie solche zu den Locomotions- bewegungen dienen. 2. 3. 4. an der oberen Umsäumung der Centralspalte: enthält die Centren für die verschiedenen complicirten Bewegungen des Armes und Beines, wie beim Klettern, Schwimmen u dgl. 5. an der Vereinigungsstelle der obersten Stirnwindung mit der vorderen Centralwindung ist das Centrum für die Vorwärtsbewegungen von Arm zu Hand, z. B. um einen vorne gelegenen Gegenstand zu berühren 6. an der vorderen Centralwindung, dem hinteren Ende der mittleren Stirnwindung entsprechend, kann das Centrum jener Bewegungen des Vorderarmes und der Hand gesucht werden, bei welchen der Biceps](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28718021_0001_0085.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)