Lehrbuch der Lokalanästhesie : für Studierende und Ärzte / von Privatdozent Dr. Georg Hirschel ... mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wilms; mit 103 Abbildungen im Text.
- Hirschel, Georg, 1875-
- Date:
- 1913
Licence: Public Domain Mark
Credit: Lehrbuch der Lokalanästhesie : für Studierende und Ärzte / von Privatdozent Dr. Georg Hirschel ... mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wilms; mit 103 Abbildungen im Text. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.
107/160 (page 95)
![La wen zeigte, dass nur bestimmte Novokainkonzentrationen und ganz bestimmte Mengen der Lösung benutzbar waren zur Erreichung einer Anästhesie. Es waren dies ^ ■'/2%'§6 'J'^'J -oige Novokainlösungen in einem \'olumen vun 20 ccm. Die von (iros gefundene Tatsache, dass die Chloride der Lokalanästhetika in \'erbindung mit Natrium- bikarbonat eine stärkere Wirkung hatten, wurde von Läwen bei der Extraduralanästhesie verwertet; infolgedessen setzte er der Novokainlösung Natriumbikarbonat hinzu. Die Lösung wurde in sitzender Haltung dem Patienten in flen Sakralkanal injiziert. Nach 20 Minuten trat die Anästhesie ein. Später haben Schli mpert und Schneider grössere Dosen No\'okain injiziert und versucht, durch Beckenhochlagerung eine höher hinauf reichende Anästhesie zu erzielen. Es gelang dies aber nur mit Hilfe von Dar- reichung grösserer Mengen narkotisch wirkender Mittel. Die Patienten erhielten am Vorabend 1,0, am Morgen des Operationstages 0,5 g \'eronal, ferner 1^2 Stunden vor Beginn der Operation 0,01 Morphium und 0,0003 Skopolamin. Dieselbe Dosis wurde nach % Stunden erneuert, bei schwächlichen Patienten wurde sie nur einmal gegeben. Eine Voraussetzung für das Gelingen der Anästhesie war ein ausreichender Dämmer- schlaf. Auch Narkophin wurde von Schlimpert als Narkotikum benützt. Krönig wollte diese sog. ,,hohe Extraduralanästhesie bei mehr jugendlichen Frauen angewandt wissen, während er für kachektische Frauen oder solche über 60 Jahren und bei solchen mit schwächlichem Herzen die Lumbalanästhesie vorzog. Die l)ei der Schli mpertschen hohen Extraduralanästhesie angewandte Novo- kaindosen schwankten zwischen 0,4—0,8. Die gewöhnliche Dosis betrug 0,7 einer 1,5%- igen Novokainbikarbonatlösung. Mit Hilfe der Koniliination dieser Narkotika mit fler Extraduralanästhesie in Beckenhochlagerung waren abdominelle Eingriffe möglich, wie Kaiserschnitt, Nieren- und Gallenblasenoperationen. In einem grossen Prozentsatze reichte die Anästhesie nicht aus, so dass in Inhalationsnarkose weitero]ieriert \\erden musste. Bei der von Krön ig, Schlimpert, Schneider geübten Methode der ,,hohen Extraduralanästhesie tritt, wie auch Läwen betont, die Lokalanästhesie völlig in den Hintergrund, da zur Erzielung eines wirklichen Erfolges der Anästhesie ein tiefer Dämmer- schlaf durch Darreichung einer grösseren Menge von Narkoticis notwendig ist. Es ist ja allgemein bekannt, dass nicht zu selten ohne jede weitere Anästhesie nur mit grösserer Dosis Morphin-Skopolamin grosse Operationen schmerzlos ausgeführt werden können. Eine Lokalanästhesie wäre dabei überflüssig. Hoffentlich lässt sich durch andere Dosie- rung unserer relativ ungiftigen neueren Anästhetika oder durch andere Technik auch ohne Zusatz der Mengen von Narkotika eine ausreichende hohe Anästhesie mit der Zeit erreichen. Bis jetzt scheint es noch fraglich, ob diese hohe Extraduralanästhesie nicht besser durch Lokalanästhesie oder durch Inhalationsnarkose wieder ersetzt wird. Die von Läwen ausgearbeitete ^lethode der Extraduralanästhesie bietet uns die Möglichkeit, Operationen am After, unteren Rektum, am Damme, Harnröhre, Penis, an der Prostata iWilms) und an den weiblichen Genitalien (\'ulva, A'agina) schmerzlos zur .Ausführung zu bringen. Durch dieselbe haben wir eine wertvolle Bereicherung unserer Anästhesierungs- möglichkeiten erhalten. N'erfasser hat die Methode des öfteren nachgeprüft und sehr befriedigende Resul- tate o-esehen, trotzdem will er die von Braun angegebene oben beschriebene Methode der Afteranästhesierung bei Hämorrhoiden, Analfistel etc. nicht missen, sondern hält sie für mindestens ebensogut. Läwen empfiehlt zur Extraduralanästhesie folgende Puhermischungen, die 2 und I soi'^es Novokain-Natriumbikarbonat enthalten.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21019952_0107.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)