Die Sehnenreflexe und ihre Bedeutung für die Pathologie des Nervensystems / von Maximillian Sternberg.
- Sternberg, Maximilian, 1863-1934.
 
- Date:
 - 1893
 
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Credit: Die Sehnenreflexe und ihre Bedeutung für die Pathologie des Nervensystems / von Maximillian Sternberg. Source: Wellcome Collection.
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![Jedenfalls aber drängt bereits die dirocte Beobachtung unab- weisbar die Annahme auf, dass zwischen den eigentlichen Sehnen- reflexen und den Knochenrefiexen, Periostreflexen etc. ein enger Zu- sammenhang bestehe.*) Man fasst daher alle diese Phänomene auch mit Strümpell [699] unter der Bezeichnung ,,Sehn enreflexc im weiteren Sinne zusammen oder bezeichnet sie auch als ,,tiefe Reflexe (deep reflexes) im Gegensatze zu den Hautreflexen.**) Im Folgenden betrachten wir zunächst nur die durch Schlag hervorzurufenden Erscheinungen, während die durch Zug an den Sehnen entstehenden im Capitel III besprochen werden. Für die ersteren sind folgende Punkte einzeln zu erörtern: 1. Der erregende Schlag. 2. Die Stellen, durch deren Beklopfen die Phänomene erzeugt werden — der von Erh [193] sogenannte ,,reflexogene Bezirk. 3. Die Muskeln, welche sich zusammenziehen und die dadurch verursachten Bewegungen. 4. Die topographische Vertheilung der Sehnenreflexe am mensch- lichen Körper. 5. Der Verlauf der Muskelcontraction. 1. Der erregende Schlag. Der Schlag muss so beschaffen sein, dass er Schwingun- gen erregt. Die Erzeugung von solchen ist Grundbedingung zur Entstehung von Sehnenreflexen. Man kann mit dem Ulnarrande der Hand, der Fingerspitze, dem Percussionshammer, dem mit Gummi überzogenen Rande der Ohrplatte des Stethoskops (in England ge- bräuchlich), mit dem Griffe einer geraden Scheere u. s. w. beklopfen. Am besten ist für Beobachtungen am Menschen der Percussions- hammer, weil sich damit eine genau begrenzte Stelle treffen lässt. Der Schlag muss, um Schwingungen hervorzurufen, scharf und kurz sein, („un coup sec nach Petitclerc [659]). Der Gegenstand, *) Westphal [778] hat einen gleichen cansalen Zusammenhang der Sehnen- reflexe mit der directen mechanischen Muskelerregbarkeit angenommen. Hier- über im Capitel II. **) Jendrdssik [,352] hat den Namen „primäre Reflexe vorgeschlagen. Gowers (in sämmtlichen Publicationen) verwendet den Ausdruck „myotatische Phänomene'' auf Grund der — wie wir sehen werden, unrichtigen — Anschauung, dass der Muskel zur Entstehung derselben in einem Zustande von Dehnung sich befin- den müsse (TaTt7.o; gedehnt). 1*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21079043_0019.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)