Die Sehnenreflexe und ihre Bedeutung für die Pathologie des Nervensystems / von Maximillian Sternberg.
- Sternberg, Maximilian, 1863-1934.
 
- Date:
 - 1893
 
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Credit: Die Sehnenreflexe und ihre Bedeutung für die Pathologie des Nervensystems / von Maximillian Sternberg. Source: Wellcome Collection.
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![( dium yieler Eückenmarkskrankheiten durcli Coiitractiir festgehalten wird. — nicht möglich den Patellarsehnenreflex auszulösen.*) Die Bedeutung der besprochenen mechanischen Bedingungen für das Zustandekommen der Sehnenphänomene darf indessen nicht überschätzt werden, wie dies mehrfach geschehen ist. Das gilt namentlich von der oft citierten Angabe von Fischer [228] — ähnlich Hertzka [306] —, dass dicke Personen mit kurzen Patellarsehnen oft kein Kniephänomen besitzen. Dies sollte durch die Behinderung der Schwingungen in Folge des Panniculus und der Form der Sehnen erklärt sein. Diese Angaben stammen jedoch aus einer Zeit, da die klinischen Methoden zur Bahnung der Sehnenreflexe (Cap. IV und V) noch nicht bekannt waren. Ich kann die Angaben durchaus nicht bestätigen. Die Bedeutung der mechanischen Momente für die Stärke der Sehnenreflexe steht weiter hinter der der nervösen Einflüsse zurück. An Knorpeln und Knochen ruft das Beklopfen Contrac- tionen gewisser mit ihnen in Verbindung stehender IMuskeln hervor. Es sind namentlich die Vorsprünge der Knochen, ferner hei Röhren- knochen solche Stellen, an denen der Schaft frei liegt, deren Be- klopfen Zusammenziehung der ]\Iuskeln erzeugt. Dabei verhalten sich Stellen, die man für analog halten sollte, ganz verschieden. So lassen sich von den IMalleolen aus nur schwer, vom Processus styloides radii oder vom Epicondylus internus humeri dagegen leicht Zuckungen erzielen. Den Grund für diese Verschiedenheiten hat man meist im Ver- halten des Periosts gesucht, indem man annahm, dass die Er- regung von dem getroffenen Theile des Periosts ausgehe. So Erb [193] 5 welcher für wahrscheinlich hielt, „dass der Reflex hier von den dem Knochen aufliegenden bindegewebigen Theilen (Periost, Fascien) ausgelöst werde. Dieser Ansicht ist auch Strümpell [699] und spricht von Periostreflexen. Prevost und Waller [575], ebenso Gowers [276, 277, 279] sind dagegen der Anschauung, dass es sich bei Beklopfen des Periosts nur um Fortleitung der Erschütterung auf die (gespann- ten) Muskeln handle und sprechen dieser Gruppe von Reflexen die reale Existenz ab.**) *) In einem solchen Falle von Bulbärparalyse mit amyotrophischer Lateral- sklerose, den ich zu sehen Gelegenheit hatte, war aus diesem Grunde eine Com- bination mit Erkrankung der Hinterstränge diagnosticirt worden. Es gelang mir jedoch mit grosser Vorsicht und Geduld die Contractur auf Augenblicke zu strecken und das Kniephänomen zu demonstriren. Der Fall gelangte zur Obduction. **) Hierüber und über die Bedeutung eines bisher übersehenen Moments, der Richtung des dem Knochen ertheilten Stosses, siehe Cap. IL](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21079043_0022.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)